Charlotte und Friedrich Merz auf dem Weg zum Regierungsflieger. © Hannibal Hanschke/EPA
Kananaskis/Berlin – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat vor dem G7-Gipfel in Kanada die führenden Industrienationen zu mehr Druck auf Russland aufgerufen. Es brauche Methoden, um die Umgehung der Sanktionen zu bekämpfen, forderte Selenskyj. Die G7-Länder, zu denen Deutschland gehört, könnten das bewerkstelligen. Es brauche Sanktionen gegen Banken und den Finanzsektor, die Russland wirklich schmerzten.
Der ukrainische Staatschef wird bei dem bis Dienstag in Kanada angesetzten Treffen als Gast erwartet. Offiziell ist seine Teilnahme bisher nicht bestätigt. Für Selenskyj gilt das Treffen als wichtige Plattform, um bei den Verbündeten der Ukraine um weitere militärische und finanzielle Unterstützung zu werben. Trotz der bisherigen Sanktionen führt Russland inzwischen seit mehr als drei Jahren Krieg. Die Zahl der Schläge habe sich weiter erhöht, klagte Selenskyj. Seit Anfang dieses Monats habe das Nachbarland rund 2800 Drohnen, fast 3000 Gleitbomben und 140 Raketen und Marschflugkörper gegen die Ukraine eingesetzt.
Bundeskanzler Friedrich Merz setzt auf Einigkeit beim G7-Gipfel. Merz sagte am Nachmittag in Berlin vor seinem Abflug: „Das wichtigste Ziel wird sein: Die sieben größten Industrienationen der Welt sind sich einig und sie sind handlungsfähig.“ Mit der jüngsten Eskalation im Konflikt zwischen Israel und Iran ist zudem die Lage in Nahost in den Vordergrund gerückt.
Der Kanzler wird auf der Reise von seiner Ehefrau Charlotte begleitet. Es ist nicht ihre erste Mitreise – sie war schon im Vatikan dabei –, aber der erste große internationale Auftritt. Friedrich Merz hatte angekündigt, sie nur zu besonderen Reisen mitzunehmen und vom politischen Alltag weitgehend fernzuhalten. Charlotte Merz hat ihre eigene Karriere als Richterin.
Merz: Es braucht weiteren Druck
Im kanadischen Urlaubsort Kananaskis werden unter anderem US-Präsident Donald Trump, Merz und der französische Präsident Emmanuel Macron aufeinandertreffen. Gastgeber ist Kanadas Premierminister Mark Carney. Der Gipfel beginnt heute offiziell mit der ersten Arbeitssitzung. Wichtiges Thema dürfte auch der Welthandel sein. Über allem schwebt die Frage, inwieweit der Westen in der zweiten Amtszeit Trumps zu einer gemeinsamen Linie finden kann.
Merz sagte mit Blick auf die Ukraine: „Auch hier möchte ich ein Zeichen größtmöglicher Geschlossenheit erreichen.“ Es gehe darum, die von Trump angestoßenen Verhandlungen über einen Waffenstillstand voranzubringen. „Dazu hat die Ukraine mit unserer Unterstützung Vorschläge entwickelt, während Russland weiter auf Zeit spielt und brutal Krieg führt.“ Um Moskau an den Verhandlungstisch zu bringen, brauche es zusätzlichen Druck.DPA/AFP/MM