Tel Aviv unter Beschuss: Israelis in einem Schutzraum. © dpa
Die Raketen schlagen ein: Dieses Foto entstand in der Nähe von Nuseirat. © Eyad Baba/AFP
Nach dem Gegenschlag: Zerstörte Häuser in Bat Jam Zahlreiche Israelis starben hier. © Gil Cohen-magen/AFP
Feuerwehrleute und Helfer räumen am Schauplatz einer Explosion in Teheran Trümmer auf. © Vahid Salemi/dpa
Teheran/Tel Aviv – Der Abend beginnt in angespannter Ruhe. Teheran, nördlicher Bezirk, im Kreis der Familie. Dann zerreißen Detonationen die Stille. Es ist nicht der erste Kriegstag, aber diesmal ist es anders. Die Einschläge klingen näher, schärfer. „Letzte Nacht waren wir zu Hause, als wir mehrere laute Explosionen gehört haben“, erzählt Kian. Seine Mutter weint.
Während Israels Luftwaffe Ziele im Iran bombardiert und die Führung in Teheran mit Raketen zum Gegenschlag ausholt, wächst in vielen Familien die Sorge. Es ist nicht nur das grollende Geräusch der Flugabwehr, nicht nur die geopolitische Eskalation, es ist die Frage, was bleibt, wenn das Land völlig ins Wanken gerät.
Der Iran ist mehr als viermal so groß wie Deutschland und zählt rund 90 Millionen Einwohner. Seit der Islamischen Revolution von 1979 herrscht ein autoritäres System, in dem islamische Geistliche und Sicherheitsorgane maßgeblich die Kontrolle über das Land ausüben.
Auch der Konflikt zwischen dem Iran und Israel schwelt seit Jahrzehnten – ideologisch, politisch, militärisch. Spätestens nach dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 in Israel eskalierte die Lage in Zeitlupe. Teheran unterstützt die Hamas, ebenso wie die libanesische Hisbollah und die Huthi-Miliz im Jemen.
Israel wirft dem Iran vor, nach Atomwaffen zu streben, Teheran weist dies zurück. Begründet wird in Israel der Krieg mit einer „existenziellen Bedrohung“ durch das iranische Atom- und Raketenprogramm. Israels Angriffe im Iran richten sich gegen Atomanlagen und Atomwissenschaftler, Militäreinrichtungen und führende Militärs sowie Infrastruktur. Mit Angriffen auf Raketenwerfer und Luftabwehrstellungen hat Israel nach Angaben der Armee inzwischen die Luftabwehr im Westen des Iran bis hin nach Teheran ausgeschaltet und sich volle „Handlungsfreiheit“ verschafft. Allein in der Nacht zum Sonntag griff Israel nach eigenen Angaben mehr als 80 Ziele in der iranischen Hauptstadt an. Am Sonntagabend gab Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu bekannt, man habe die wichtigste Urananreicherungsanlage in der Atomanlage im iranischen Natans zerstört.
Seit Freitag wurden zudem zahlreiche hochrangige iranische Militärs getötet. Unter anderen starben Revolutionsgarden-Chef Hussein Salami, Armeechef Mohammad Bagheri, der stellvertretende Militär-Geheimdienstchef Gholamresa Mehrabi, der stellvertretende Militär-Einsatzleiter Mehdi Rabbani sowie nach israelischen Angaben fast der gesamte Führungsstab der Luftwaffe. Am Sonntagabend vermeldete Netanjahu auch noch die Tötung von Geheimdienstchef Mohammed Kasemi.
Nach iranischen Angaben wurden seit Freitag mindestens 128 Menschen getötet und 900 weitere verletzt. In Israel wurden seit Freitag mindestens 13 Menschen durch iranische Raketen getötet und etwa 380 weitere verletzt. In Bat Jam wurden unter den Trümmern eines Hauses am Sonntag noch sieben Menschen vermisst. Am Sonntagabend gab es erneut eine iranische Angriffswelle. MIT AFP