Trumps große Gesten: Beim traditionellen Familienfoto ist der US-Präsident umringt von (v. li.) António Costa, Shigeru Ishiba, Giorgia Meloni, Emmanuel Macron, Mark Carney, Keir Starmer, Friedrich Merz und Ursula von der Leyen. © Kappeler/dpa
München – Auf einmal geht alles Schlag auf Schlag. „Ich muss zurück, sehr wichtig“, sagt Donald Trump vor dem Bergpanorama der kanadischen Rocky Mountains. Dabei hatten die G7-Staatschefs gerade noch für ein Gruppenfoto posiert – als demonstrative Einigkeit. Doch dieses Bild währt nur kurz, denn danach steigt der US-Präsident in den Flieger, winkt kurz und lässt die extra angereisten Gäste ratlos zurück.
Dabei war beim zweiten Gipfeltag am Dienstag noch ein Treffen zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj anberaumt. Trump aber macht keinen Hehl daraus, dass sein Fokus gerade auf einem anderen Konflikt liegt. Seine Sprecherin lässt nur mitteilen, dass die „Ereignisse im Nahen Osten“ der Grund für seine Blitz-Abreise sind. Trump selbst spricht von „großen Dingen“.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bemüht sich währenddessen darum, den Anschein von Einigkeit und transparentem Austausch zwischen den westlichen Staats- und Regierungschefs zu wahren. Er verrät vor Journalisten, die USA seien bereit, dem Iran ein diplomatisches Angebot „für ein Treffen und einen Austausch“ zu machen.
Doch das schmeichelt Trump überhaupt nicht. Er kommentiert dies anschließend auf den Sozialen Netzwerken mit einem „Falsch!“ „Er hat keine Ahnung, warum ich jetzt auf dem Weg nach Washington bin, aber es hat sicherlich nichts mit einer Waffenruhe zu tun“. Es gehe um etwas „viel Größeres“. „Ob absichtlich oder nicht, Emmanuel versteht es immer falsch.“
Doch was bedeutet „Größeres“? Wie die „New York Times“ schreibt, könnte Trump offenbar erwägen, in den Krieg zwischen Israel und Iran einzugreifen und sich damit auch militärisch auf die Seite von Israel zu schlagen. Konkret geht es dabei um sogenannte bunkerbrechende Waffen, mit denen die tief liegende zentrale Atomanlage Fordo – südlich von Teheran – zerstört werden kann.
Diese von der US-Luftwaffe entwickelte Bombe wiegt fast 14 000 Kilogramm und kann Ziele in 60 Metern Tiefe erreichen. Sie wurde extra für entsprechende Ziele im Iran und Nordkorea entwickelt. Laut dem Sicherheitspolitiker Joachim Krause verfügt zwar auch Israel über solche Bunker-Brecherbomben – allerdings hätten sie „voraussichtlich nicht die nötige Durchschlagskraft“, wie er dem „Focus“ sagt. Auch der Iran-Experte Raz Zimmt sagt zum „Spiegel“: „Bei einem Kriegseintritt der USA hätte das Regime sofort ganz schlechte Karten.“
Eine überraschende gemeinsame Erklärung der G7-Staaten hat jedenfalls zu einer „Deeskalation“ im Nahen Osten aufgerufen. In dem Text wird der Iran als „die Hauptquelle regionaler Instabilität und des Terrors“ bezeichnet und Israels Recht auf Selbstverteidigung betont. Weiter erklären die Staats- und Regierungschefs: Der Iran dürfe niemals in den Besitz einer Atomwaffe gelangen.
Am Dienstagabend unterstreicht Bundeskanzler Friedrich Merz im ZDF mit drastischen Worten, für wie wichtig er Israels Militäroperation hält. „Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle“, sagt er. „Wir sind von diesem Regime auch betroffen.“
Klar ist: Trump dürfte gründlich darüber nachdenken, ob die USA Israel bei der Operation unterstützen werden. Israel soll bereits darum gebeten haben. Zumindest aber Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) rechnet damit, dass sich die USA „in diesen Krieg nicht einmischen“. (MIT AFP)