Berlin/München – Handys gehören schon sehr lange zum Alltag, kaum jemand verbringt einen Tag, ohne auf sein Smartphone zu schauen. Entsprechend schwierig wird es, wenn es um den Schulunterricht geht: Handys komplett verbannen – oder doch gezielt fürs Lernen einsetzen? Einer aktuellen Umfrage zufolge wünschen sich mehr als 90 Prozent der Menschen in Deutschland Einschränkungen bei privaten Handys an Schulen. Das geht aus einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervor.
Demnach sprechen sich 50 Prozent der Befragten für ein generelles Verbot der privaten Handynutzung an Schulen aus, 41 Prozent befürworten ein Teilverbot zu bestimmten Uhrzeiten. Neun Prozent finden, dass die private Handynutzung an Schulen generell nicht verboten sein sollte. Es ist allerdings nur eine Online-Umfrage.
Dabei zeigten sich auch deutliche Unterschiede zwischen den Generationen: Die größte Zustimmung für Einschränkungen der privaten Handynutzung an Schulen gab es mit 97 Prozent unter den Befragten ab 55 Jahren. 60 Prozent von ihnen befürworten demnach ein generelles Verbot, 37 Prozent sprachen sich für ein Verbot zu bestimmten Zeiten aus. Unter den 18- bis 24-Jährigen ist die Zustimmung zu einem generellen Verbot mit 26 Prozent am niedrigsten. Immerhin fast die Hälfte der jungen Menschen in dieser Altersgruppe gab aber an, ein Verbot zu bestimmten Zeiten zu befürworten. Ein Viertel der Befragten in dieser Altersgruppe sprach sich gegen ein Verbot oder sonstige Einschränkungen aus.
Über ein Verbot der privaten Handynutzung an Schulen wird in Deutschland rege diskutiert – nicht nur in der Politik, sondern auch unter Eltern und Lehrkräften. Hintergrund ist vor allem das Ablenkungspotenzial, das Handys an Schulen mit sich bringen. Einige Bundesländer haben dazu schon Verbote beschlossen oder angekündigt, Einschränkungen vorzunehmen. So gilt beispielsweise an allen bayerischen Grundschulen ein Handyverbot für Schüler. Das Land Hessen will ab dem kommenden Schuljahr 2025/2026 die private Handynutzung in Schulen grundsätzlich untersagen.
Auch das Saarland plant, die private Handynutzung zumindest an Grundschulen zu verbieten. Ein Schritt, der auch den Rückhalt der neuen Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) genießt, die für ein bundesweites Verbot der privaten Handynutzung an Grundschulen wirbt – dies aber auf Bundesebene nicht durchsetzen kann, denn Bildung ist Ländersache.
In mehreren europäischen Ländern wie etwa Frankreich oder den Niederlanden greifen Handyverbote im Unterricht schon länger. Italien verbietet ab dem neuen Schuljahr 2025/2026 die Smartphonenutzung auch in den höheren Klassen. Schüler unter 15 Jahren dürfen Handys im Unterricht dort schon seit Längerem nicht mehr nutzen.
Doch bringt ein striktes Handyverbot wirklich mehr Nutzen als Nachteile? Es kommt auf die Art der Beschränkung an, sagt die OECD, die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie rät die Organisation zu einem verantwortungsbewussten Einsatz von Mobiltelefonen im Unterricht. Sie warnt zugleich vor großen Lernrückständen bei Schülern, die sich durch Handynutzung ablenken lassen.