Drecksarbeit? Hat er wirklich Drecksarbeit gesagt? Auch an Tag drei mag sich der Chor der Entrüsteten kaum beruhigen über die schreckliche „Entgleisung“ (Sahra Wagenknecht) des Kanzlers. SPD-Stegner findet Merz‘ Wortwahl bei der Verteidigung des israelischen Vorgehens gegen Irans Atombombe „sehr befremdlich“. Die Linke wittert wieder mal einen „Skandal“. Und die Grünen sehen den Kanzler „sprachlich entgrenzt“. Stimmt, so ein schlimmer Fehler wäre Olaf Scholz nie passiert, ganz zu schweigen von der grünen Völkerrechtlerin Annalena Baerbock. Die Erfinderin der feministischen Außenpolitik stanzte sogar dann noch ihre kalten diplomatischen Floskeln, als die Mullahs die Frauen des Landes brutal zusammenprügeln ließen, weil sie kein Kopftuch trugen.
Wenn sie könnte, wie sie wollte, würde die Berliner Opposition Friedrich Merz vermutlich einbestellen wie das Teheraner Regime den deutschen Botschafter. Doch die inszenierte Empörung will irgendwie nicht überspringen auf die meisten Bundesbürger. Die sehen Israels Vorgehen und die nahöstliche Realität mit dem Kanzlerwort recht anschaulich beschrieben, vermutlich wollen auch sie nicht demnächst im Wirkungskreis iranischer Atombomben leben. Sogar Putin will jetzt mit Merz reden. Und auch in Trumps Washington erwacht so etwas wie neugieriges Interesse an dem deutschen Regierungschef. Der moralisiert zwar nicht so schön wie die (leider komplett gescheiterte) Iran-Verhandlerin Angela Merkel. Aber dafür bekennt er Farbe und verortet das Land nach dessen jahrelangem außenpolitischen Eunuchentum wieder auf der Weltkarte. Und zwar am richtigen Ort, an der Seite des von den Ayatollahs in seinem Existenzrecht bedrohten Israel.
Und wo steht Sahra Wagenknecht? Wie immer verlässlich an der Seite Putins, in diesem Fall seiner bedrängten Teheraner Helfer. Die BSW-Chefin und Altstalinistin fordert den Bruch mit Israel und einen sofortigen Stopp deutscher Waffenlieferungen wegen des angeblichen „völkerrechtswidrigen Angriffskriegs“ der Jerusalemer Regierung. Ach ja, das Völkerrecht. Nirgendwo gibt es so viele selbst ernannte Staatsrechtsexperten wie in der vereinigten deutschen Linken. Nur für Russland soll das Recht der Völker partout nicht gelten. GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET