Donald Trump trat mit dem Versprechen an, die USA in keine neuen Kriege zu verwickeln. Nun ist er selbst – über Nacht – zum Kriegspräsidenten geworden. Im Alleingang, ohne Mandat des Kongresses, ohne Rücksprache mit Verbündeten. Und ohne ein strategisches Ziel zu nennen.
Der Iran müsse sich für „den Weg des Friedens“ entscheiden, sagt der US-Präsident. Doch was heißt das konkret? Eine verbindliche Zusicherung, das Atomprogramm vollständig aufzugeben (und international überwachen zu lassen)? Ein Ende der Gewalt gegen Israel (auch durch Stellvertreter wie die Huthis im Jemen)? Oder gar ein Regimewechsel (wie er im Irak und in Afghanistan scheiterte)? Und: Wie weit wäre Trump bereit zu gehen, um eines dieser Ziele umzusetzen?
Zweifellos hat der Iran die Eskalation provoziert. Glaubt man Experten, dann standen die Mullahs kurz vor der Atombombe. In diesem Moment nicht zu handeln, wäre vielleicht noch riskanter gewesen. Gut möglich, dass ein Militärschlag tatsächlich die letzte verbleibende Option war, um Schlimmeres zu verhindern. Noch ist aber offen, ob der Angriff wirklich genug Schaden angerichtet hat, um das Atomprogramm dauerhaft zu stoppen – oder ob die USA dabei sind, in einen langen, zähen Krieg zu schlittern.
Trump stand offenbar unter erheblichem Druck. Als Israel vergangene Woche seinen Großangriff auf den Iran startete, musste er zusehen, wie sich die Chance auf ein neues Atomabkommen zerschlug. Der Präsident, der weder den Ukrainekrieg in 24 Stunden beendet noch außenpolitische Erfolge vorzuweisen hat, sah sich wohl dazu gezwungen, militärisch einzugreifen – um Stärke zu demonstrieren.
Noch lässt sich nicht absehen, welche Folgen der neue Krieg haben wird. Klar ist aber jetzt schon: Das Machtgefüge im Nahen Osten wird sich verändern. Die Hamas in Gaza, die Hisbollah im Libanon, Milizen in Syrien, Irak, Jemen: Die Achse des Widerstands wankt. Womöglich steht sie kurz vor dem Bruch. Denn wer wird dem Iran jetzt noch beistehen – in einem Krieg mit der stärksten Militärmacht der Welt?KATHRIN.BRAUN@OVB.NET