Jetzt haben nach Israel auch die USA die „Drecksarbeit“ für Europa und den Rest der Welt erledigt, aber für den deutschen Chefdiplomaten Johann Wadephul ist es schon wieder nicht recht. „Bedauerlicherweise“ habe es eine militärische Aktion gegeben, die „aus Sicht der USA wohl notwendig“ gewesen sei – mehr Distanzierung geht kaum. Der Kanzler sieht die Sache bekanntlich anders, und er hat das gestern auch nochmal bekräftigt. Er, der seinen Parteifreund erst vor wenigen Wochen überraschend zum Außenminister befördert hat, muss sich fragen, ob er sich da ein Kuckucksei ins Nest gelegt hat.
Aus Wadephul spricht erkennbar die Enttäuschung, dass die Europäer mit ihren Geprächen mit dem Iran erneut Schiffbruch erlitten haben. Leider hatte das Mullah-Regime bis zu Trumps Angriffsbefehl keinerlei Einlenken erkennen lassen. Diesmal mit der Begründung, dass man nicht verhandle, solange Israel angreife. Man kennt die Teheraner Hinhaltetaktik seit vielen Jahren. Sie hat die Region dem Frieden nicht näher gebracht, aber die Mullahs der Atombombe – bis Trump entgegen früheren Schwüren auf Netanjahus Druck hin seinen Isolationskurs aufgeben musste. Jetzt sind die USA doch wieder Weltpolizist, wenn auch wider Willen.
Hätte der US-Präsident gekniffen, wäre auch er, so wie sein Vorgänger, als zahnloser Tiger dagestanden, mit potenziell schlimmen Folgen für Taiwan, das die Chinesen sich gerne einverleiben würden. Die bisher vergleichsweise zahmen Reaktionen aus Moskau auf den US-Schlag gegen den Iran zeigen, dass die Ayatollahs die Backen jetzt nicht zu sehr aufblasen sollten. Offenbar gibt es zwischen Trump und Putin so etwas wie einen geheimen Deal. Der Kreml versucht die Rachegelüste seiner Teheraner Schützlinge zu zügeln, auch um das mit ihm verbündete Gottesregime nicht der Gefahr eines Umsturzes von außen auszusetzen. Im Gegenzug stellt Trump sich Putin in der Ukraine nicht (zu sehr) in den Weg. Die Intensivierung der russischen Angriffe im Schatten des Nahostkriegs lässt Schlimmes befürchten. Der Anstieg der Ölpreise ebenso: Er füllt inmitten der schweren Wirtschaftskrise Putins Kriegskasse wieder auf. Auch das erklärt das Missvergnügen vieler Europäer über Trumps Operation „Midnight Hammer“.GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET