Der Duden trifft es ziemlich genau: Gaffen bedeutet hier „sensationslüsternes Anstarren“, gern auch mit „offenem Mund und dümmlichem Gesichtsausdruck“. Darüber könnte man beinahe lachen, wenn es nicht um ein so verstörendes Verhalten ginge: Denn während Rettungskräfte versuchen, Leben zu retten, behindern und gefährden Gaffer nicht nur ihren Einsatz – sie machen Leid zum Spektakel, filmen hilflose oder tote Personen und stellen das obendrein auch noch ins Netz. Schon 2016 wurde deshalb das sogenannte Gaffer-Gesetz verabschiedet. Katastrophen-Touristen droht seither eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren oder eine Geldstrafe. Nur: Offenbar schreckt das immer noch nicht genug Menschen ab. Immer wieder berichten Helfer von aggressiven, respektlosen Schaulustigen.
Der jüngste Vorschlag des Feuerwehrverbands ist simpel wie einleuchtend: Führerschein weg für Gaffer. Das wäre nicht nur für die Gaffer selbst eine spürbare Konsequenz, sondern dient auch dem Schutz anderer Verkehrsteilnehmer. Beispiel: Anfang des Jahres kam es auf der A9 in der Nähe von Nürnberg zu einer Massenkarambolage – elf Autos krachten ineinander, weil Autofahrer einen Unfall auf der Gegenfahrbahn bestaunten. Wer seine Sensationsgier so wenig im Griff hat, ist eine Gefahr für alle – und gehört nicht hinter ein Lenkrad. KATHRIN.BRAUN@OVB.NET