Frieden erkämpft man nicht mit ängstlichem Zurückweichen vor einem Aggressor, sondern mit Stärke und Entschlossenheit. Wenn es eine Lektion gibt, die der Westen aus dem Sieg der israelisch-amerikanischen Allianz im Zwölf-Tage-Krieg lernen kann, dann diese. Zum zweiten Mal nach 1967 und dem Sechs-Tage-Krieg hat sich Israel aus der Umklammerung seiner Todfeinde befreit. Gut, dass es nicht auf den Rat seiner nie um große Worte verlegenen europäischen „Freunde“, voran Annalena Baerbock, gehört hat, nach dem Massaker am 7. Oktober 2023 sogleich zu „deeskalieren“ und Irans Terrorbanden im Libanon und Syrien unbehelligt zu lassen. Die Welt ist ohne iranische Atombombe ein besserer Ort.
Es ist bitter, aber nicht zu leugnen: Hätten Europa, an seiner Spitze Deutschland, und die USA Kiew von Beginn an entschlossener unterstützt, wäre Putin heute schwerlich in der Lage, die ganze Ukraine für Russland zu reklamieren. Doch hat er genau das in einer bemerkenswerten Ausweitung seiner Kriegsziele vor wenigen Tagen getan. Der Appetit kommt beim Fressen.
Im Bundestag hat Kanzler Friedrich Merz darauf gestern die richtige Antwort gegeben: Er will, um Putin endlich zu Friedensgesprächen zu bewegen, in der „Sprache der Stärke“ mit Moskau sprechen und dafür fünf Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung in die Landesverteidigung stecken. Scholz‘ viel beschworene Zeitenwende: Wirklich begonnen hat sie erst jetzt. Es spricht für sich, dass die Pazifisten um Ralf Stegner und die selbst ernannten „Patrioten“ der AfD der Bundesregierung den Beifall verweigerten und lieber den Kotau vor dem Kriegsfürsten im Kreml übten.
Ob Merz als der neue Anführer Europas Erfolg hat, wird davon abhängen, ob es ihm gelingt, den ihm durchaus gewogenen Donald Trump davon zu überzeugen, dass er als Friedenspräsident nur dann in die Geschichte eingehen wird, wenn er es schafft, nicht nur den Krieg in Nahost zu beenden, sondern auch in der Ukraine die Waffen zum Schweigen zu bringen. Das ist die weit schwierigere Aufgabe, denn Russland verfügt über das nukleare Feuer, nach dem die Mullahs so verzweifelt strebten. Und noch ein Kunststück muss Trump vollbringen: Er muss seinen Freund Netanjahu dazu bringen, bei der Neuordnung des Nahen Ostens den Palästinensern in Gaza ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Sonst läuft das sich nun unangreifbar, ja allmächtig wähnende Israel Gefahr, den Krieg zu gewinnen, aber den Frieden zu verspielen. Auf Trump warten riesige Herausforderungen. Aber für den Moment sollten ihm die Europäer einfach mal danken, statt sich unentwegt über ihn zu belustigen.GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET