Istanbul/Izmir – In Istanbul haben Tausende Menschen gegen die Verhaftung und Absetzung des Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamgolu vor 100 Tagen demonstriert. Vor der Stadtverwaltung riefen sie in Sprechchören Parolen wie „Gegen den Faschismus, Schulter an Schulter“ oder „Präsident Imamoglu“. Zu der Kundgebung hatte seine CHP-Partei aufgerufen.
Der populäre Politiker und aussichtsreicher Herausforderer von Präsident Recep Tayyip Erdogan wurde am 23. März verhaftet und abgesetzt. Zahlreiche weitere Personen aus seinem Umfeld und seiner Partei wurden in mehreren Festnahmewellen in Gewahrsam genommen. Seine Partei hat ihn trotzdem als Präsidentschaftskandidaten aufgestellt. Die nächsten regulären Wahlen sollen 2028 stattfinden.
Der Protest fällt zusammen mit einem weiteren heftigen Schlag für die Partei von Imamoglu: Am Morgen wurden in Izmir 126 Personen wegen Korruptionsermittlungen festgenommen. Unter den Festgenommenen befinden sich laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu auch der ehemalige Oberbürgermeister Tunc Soyer sowie der CHP-Provinzvorsitzende Senol Aslanoglu. Insgesamt wurden demnach 157 Festnahmen im Rahmen von Korruptionsermittlungen der Staatsanwaltschaft Izmir angeordnet. Der CHP-Vize-Chef, Murat Bakan, beklagte ein „politisches“ Manöver.