KOMMENTAR

Ein Hoffnungsträger als Problem

von Redaktion

Wahlkampf in New York

Es kommt nicht oft vor, dass Kommunalwahlkämpfe weltweit für Schlagzeilen sorgen: Der Erfolg von Zohran Mamdani bei den demokratischen Vorwahlen für das Bürgermeisteramt in New York sendet schon jetzt Schockwellen durch die US-Politik und weit darüber hinaus. Ein junger, gut aussehender, eloquenter Kandidat, der Fantasien weckt und Heere von Freiwilligen mobilisiert – das weckt Erinnerungen an Barack Obama. Donald Trump, selbst New Yorker, ist schon so alarmiert, dass er dem in Uganda geborenen Kandidaten mit Verhaftung drohte.

Tatsächlich zeigt sein steiler Aufstieg, wie instabil und unberechenbar die Politik (nicht nur in den USA) inzwischen ist. Ein sehr linker Muslim, der gegen den Kapitalismus und Israel agitiert, wäre im reichen, von jüdischen Unternehmern geprägten New York früher chancenlos gewesen. Heute dient ein 33-jähriger Einwanderer über Nacht plötzlich als Gegenmodell zum alten, weißen Trump.

Für die Demokraten ist das kein Grund zur Freude. Denn gerade in den USA mit ihrem Zwei-Parteien-System werden Wahlen in der Mitte gewonnen. Angesichts des Zeitgeists sogar eher rechts der Mitte. Deshalb mögen linke Demokraten in den Großstädten zwar euphorisiert sein, in den ländlichen Regionen dient Mamdani den Republikanern aber als Vorlage, die Demokraten als realitätsferne Sozialisten zu verunglimpfen. Ein Comeback auf Bundesebene der USA wird so nicht wahrscheinlicher.MIKE.SCHIER@OVB.NET

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