Im Januar, kurz vor der Wahl, lieferten sich Alice Weidel und Sahra Wagenknecht ein ziemlich spektakuläres Duell bei „Maischberger“. Wagenknecht nannte Weidels Auftritt mit Elon Musk „einigermaßen peinlich“. Die AfD wolle „eine Ellenbogengesellschaft“, die nichts mit der sozialen Marktwirtschaft gemein habe. Es ging hin und her: Weidel attestierte Wagenknecht, jahrelang „Stalin hinterhergeeifert“ zu haben. Wagenknecht wiederum warf der AfD-Chefin vor „mal rechtskonservativ gestartet“ zu sein, sich „aber radikal entwickelt“ zu haben. Eigentlich müsse es Weidel gruseln, angesichts der Neonazis in ihrer Partei, aber sie habe sich wohl damit arrangiert, schimpfte die BSW-Chefin.
Wer diese Debatte noch im Kopf hat, der kann über die freundschaftlichen Gespräche, die nun zwischen beiden Parteien geführt werden, nur den Kopf schütteln. Sicher: Auch Union und SPD waren im Wahlkampf keine Freunde, aber die Mehrheitsverhältnisse zwangen beide in eine Koalition. AfD und BSW dagegen nähern sich auf Bundesebene ganz freiwillig an, offenbar hat man mit Neonazis und Altstalinisten keine Probleme mehr.
In der Politikwissenschaft gibt es eine Theorie: Das politische Spektrum ist demnach nicht linear, sondern wie ein Hufeisen geformt, die extremen Ränder liegen also näher beieinander als man glaubt. Die Gespräche zwischen AfD und BSW scheinen das zu bestätigen. Doch die Einigkeit besteht wohl vor allem in der Ablehnung der politischen Mehrheitsmeinung und einer harten Migrationspolitik. Bei anderen grundlegenden Fragen trennen sie Welten. Beispiel: soziale Sicherung. Die AfD setzt hier eher auf Eigenverantwortung, will Unternehmen entlasten und die Erbschaftsteuer am liebsten abschaffen. Das passt wirklich gar nicht zur Alt-Linken Wagenknecht.
Was bleibt also als einendes Element? Wladimir Putin?