Nach 100 Jahren: Paris badet in der Seine

von Redaktion

Baden mit Blick auf den Eiffelturm. © Thomas Padilla/dpa

Paris – Es ist ein lang gehegter Wunsch der Menschen in Paris: Seit Samstag ist nach mehr als 100 Jahren das Schwimmen in der Seine wieder möglich. Dazu wurden drei Freibäder eingerichtet, eines sogar in unmittelbarer Nähe des Eiffelturms, eines unweit der Kathedrale Notre-Dame und eines in Nähe der Nationalbibliothek.

Die Freibäder sind im Rahmen ihrer Kapazität kostenlos zugänglich, verfügen über Umkleiden und Duschen, werden von Bademeistern überwacht und bieten auch Platz zum Sonnenbaden. Am Eiffelturm gibt es auch Schwimmmöglichkeiten speziell für Familien und Kinder. Die Bäder werden jeweils den Sommer über betrieben, wofür Installationen wie schwimmende Pontons und Container genutzt werden, die im Winter entfernt werden.

Begeistert von ihren ersten Schwimmbahnen in Sichtweite des Eiffelturms zeigten sich die deutschen Austauschschülerinnen Juliane und Greta. „Es ist wunderschön, das Wasser ist warm, wir haben Eiffelturmblick“, sagte Juliane aus München. Sorge wegen der Wasserqualität hatten beide nicht. „Klar sind da vielleicht ein paar Bakterien drin, aber wenn es gemessen wird, so schlimm wird es nicht sein.“ Auch Greta aus Frankfurt hat keine Bedenken: „In ganz vielen Flüssen in Deutschland kann man schon schwimmen, im Main kann man Stand-up-Paddling machen, in der Isar kann man seit Jahren schwimmen.“

Die Wasserqualität wird kontinuierlich überwacht, denn die Schwimmer tauchen direkt in die Seine ab und schwimmen nicht in ins Wasser gelassene Becken, wie dies schon seit Längerem im Kanal Bassin de la Villette in Paris möglich ist. Offiziell verboten wurde das Schwimmen in der Seine 1923, bis Anfang der 60er-Jahre wurde es aber durchaus noch praktiziert.

Véronique, eine Frührentnerin, die gerade unweit des Eiffelturms aus dem Wasser kommt, hofft, dass die neuen Schwimmgelegenheiten nicht nur die Pariser erfreuen. „Ich hoffe, dass viele Touristen hier hinkommen, es ist auch gratis. Die können dann erzählen, ich bin in der Seine geschwommen, das ist sensationell.“ Das Wasser sei nun sauber, und man müsse nicht ständig darüber reden, dass es für die Wassersportler während Olympia im vergangenen Sommer gelegentlich Probleme mit der Wasserqualität gab.

„Alle sollen ab diesem Sommer in der Seine schwimmen können“, sagte die Sportministerin vor der Eröffnung. Angesichts des Klimawandels und von Hitzewellen benötigten die Menschen Orte der Abkühlung. Während der Olympischen Spiele im vergangenen Sommer hätten bereits Wettkämpfe in dem Fluss stattfinden können, was gezeigt habe, dass sich Investitionen von mehr als einer Milliarde Euro in eine bessere Wasserqualität bezahlt gemacht hätten. Dabei ging es um die Modernisierung von Kläranlagen und den Anschluss von Gebäuden an die Kanalisation, die bislang noch Abwasser in den Fluss einleiteten.

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