KOMMENTAR

Auf Rache-Abgaben sollte die EU verzichten

von Redaktion

Zollstreit mit den USA

Handelskriege kennen nur Verlierer. Daher ist die abermalige Verlängerung der Frist durch Präsident Trump sowohl für die Europäer als auch die Amerikaner eine gute Nachricht. Nun können Verhandlungen weitergehen, die wechselseitige Strafzölle – vielleicht – noch verhindern. Dass allerdings Brüssel über einen Deal für ganz Europa spricht, ist aus deutscher Sicht beunruhigend: Denn während die USA das wichtigste Ziel für deutsche Exporte sind, haben Länder in Süd- oder Osteuropa ganz andere Interessen. Der Disput von Paris und Berlin, ob ein „schneller“ oder ein „gründlicher“ Abschluss vorzuziehen sei, gibt einen Vorgeschmack.

Nicht ratsam wäre, dass die EU aus Vergeltung Zölle auf US-Warenimporte erhebt. Diese sind zahlenmäßig ohnehin nicht so bedeutsam, Abgaben würden Europas Verbraucher belasten und die Gefahr einer Eskalations-Spirale bergen. Dass Brüssel nach US-Strafzöllen auf Stahl, Aluminium und Autos eher symbolisch Abgaben auf „typisch amerikanische“ Produkte wie Jeans, Motorräder und ursprünglich auch Whiskey androhte, war kluge Zurückhaltung. Und falls alle Gespräche zu keinem Deal führen und Gegenmaßnahmen nötig werden, sollten die Europäer auf Dienstleistungen zielen. Eine Digitalsteuer könnte US-Unternehmen schmerzhaft treffen – anders als in China, wo statt Amazon, Google, Facebook lediglich einheimische Klone aktiv sind.

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