Zoll-Schock: Härte kann helfen

von Redaktion

Nach Trumps Drohung

30 Prozent sind nicht das letzte Wort, sondern eine Drohung. Die Ansage Donald Trumps für Einfuhrzölle auf europäische Waren in die USA ist bis Anfang August noch nicht in Kraft. Momentan gilt: Die USA belegen alle EU-Produkte mit zehn Prozent Importzoll, Autos mit 25 Prozent, Stahl und Aluminium mit 50 Prozent.

Besonderes Letzteres ist schmerzhaft für die betroffenen Branchen. Diese Fantasie-Zölle müssen runter. Mit zehn Prozent auf alles könnten die meisten Unternehmen der EU wohl leben, obwohl solche Abgaben ebenfalls auf Umsätze, Gewinne und Löhne drücken. In den Verhandlungen dürfte die EU-Kommission auch ein leicht unfaires Ergebnis akzeptieren – US-Zoll zehn Prozent, EU-Zoll fünf – und dem US-Autokraten einen Sieg schenken. Schließlich sind die beiden Mächte noch Nato-Verbündete und unterstützen gemeinsam die Ukraine. Es geht um mehr als Zölle.

Wenn das aber nicht klappt, sollte die Union die schon beschlossenen Gegenzölle aktivieren, um den Druck auf Trump zu erhöhen. Frankreichs Präsident Macron hat im Übrigen an das EU-Gesetz gegen Nötigung erinnert. Europa könnte damit US-Firmen von Ausschreibungen ausschließen. Nützlich wäre auch ein Blick auf die Geschäfte und Erträge von Amazon, Google, Meta (Facebook, Instagram), Netflix und X. Gerade dies ist gerechtfertigt: Europäische Firmen verkaufen zwar mehr Waren in den USA als umgekehrt – vor allem bei den Internet-Dienstleistungen verbuchen die US-Konzerne aber einen hohen Überschuss. Hierzulande ausreichende Steuern zu zahlen, sparen sie sich jedoch. Ohne Risiko ist eine solche Auseinandersetzung nicht. Aber gegen Drohungen hilft manchmal nur Härte.

Artikel 10 von 11