Olmert warnt vor Säuberungen

von Redaktion

Tel Aviv – Israels früherer Ministerpräsident Ehud Olmert hat sich mit scharfen Worten gegen das Vorgehen der Netanjahu-Regierung im Gazastreifen gestellt. Er sei „beschämt und untröstlich“, dass aus einem Selbstverteidigungskrieg etwas anderes geworden sei, sagte der 79-Jährige, der von 2006 bis 2009 regierte, dem britischen „Guardian“. Olmert erneuerte den Vorwurf, sein Land begehe in Gaza Kriegsverbrechen.

Besonders drastisch äußerte er sich zu den Plänen von Verteidigungsminister Israel Katz, ein Lager für hunderttausende Palästinenser im Süden des Gazastreifens zu errichten. Die Idee komme einer ethnischen Säuberung gleich, sagte Olmert. „Es ist ein Konzentrationslager. Es tut mir leid.“

Katz hatte vor einigen Tagen über die Idee gesprochen, während einer möglichen Feuerpause zwischen Israels Armee und der radikalislamischen Hamas eine „humanitäre Stadt“ zu errichten. Sie soll demnach auf den Trümmern des zerbombten Rafah entstehen und vorerst rund 600 000 Männer, Frauen und Kinder beherbergen. Dabei gilt: Wer das Lager betritt, darf es nicht mehr verlassen. Dass dies zum Schutz der Menschen geschehe, hält Olmert für nicht glaubwürdig. Vielmehr gehe es darum, Menschen zu „deportieren“.

Nach dem brutalen Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 hatte Olmert den Kurs der Regierung zunächst unterstützt. Zuletzt äußerte er sich aber immer wieder dezidiert kritisch.MMÄ

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