Ein Demokrat aus Florida hält ein Foto von Trump und Epstein – die beiden Männer kannten sich wohl gut. © imago
München/Washington – Kritik aus den eigenen Reihen ist Donald Trump eigentlich nicht gewohnt. Die bedingungslose Unterstützung seiner Anhänger war dem US-Präsidenten stets sicher. Auch als ihn im Mai 2024 ein Strafgericht in 34 Fällen schuldig sprach, hielt die MAGA-Bewegung ihrem Kandidaten im Wahlkampf die Treue. In dem hatte Trump unter anderem angekündigt, die Akten zum Fall des toten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein zu veröffentlichen. Dieses Versprechen holt den Präsidenten jetzt wieder ein. Bislang hat die Trump-Administration die Dokumente nicht herausgegeben. Die Kritik an diesem Vorgehen wird lauter – auch bei den Republikanern.
Mike Johnson gilt als enger Verbündeter von Trump. Umso mehr sorgt nun das, was der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses kürzlich in einem Podcast forderte, für Aufsehen. „Es ist ein sehr heikles Thema, aber wir sollten alles offenlegen und die Menschen entscheiden lassen“, sagte er im Gespräch mit einem konservativen YouTuber. Damit stellt sich Johnson öffentlich gegen den Kurs der US-Regierung. Noch am Dienstag hatte Justizministerin Pam Bondi auf einer Pressekonferenz bekräftigt, dass sie keine weiteren Unterlagen zum Fall Epstein herausgeben wird. Trump stellte sich darauf demonstrativ hinter seine Ministerin.
Johnson hingegen erhöht nun mit seinen Äußerungen den Druck auf Bondi. Sie solle die Angelegenheit allen Bürgern erklären. Die Taten von Epstein, der 2019 verhaftet wurde und sich in seiner Zelle nach offiziellen Angaben selbst das Leben nahm, hatten Menschen auf der ganzen Welt fassungslos gemacht. Die Staatsanwaltschaft warf dem Investmentbanker sexuellen Missbrauch in hunderten Fällen, Menschenhandel, Anstiftung zur Prostitution und weitere Verbrechen vor. Bis heute treibt der Fall viele Amerikaner um – Epstein hatte beste Kontakte zu Prominenten und hochrangigen Politikern. Mehrere Party-Videos zeigen ihn zusammen mit Trump.
Dass der Fall Epstein das einst unerschütterliche Verhältnis zwischen dem MAGA-Lager und Trump auf die Probe stellt, deutet sich schon seit geraumer Zeit an. Immer mehr Anhänger sprachen sich in den Sozialen Medien zuletzt für mehr Transparenz im Umgang mit den bislang unveröffentlichten Akten aus. Dabei sehen sie vor allem das Justizministerium und die Bundespolizei FBI in der Pflicht. Trump stellt sich vor seine Behörden und holte am Samstag auf seinem Kurznachrichtendienst Truth Social zum verbalen Gegenschlag aus. Seine Kritiker nannte er in seinem ungewöhnlich langen Post „egoistische Menschen“ und warf ihnen vor, die Arbeit seiner „perfekten Regierung“ zu behindern.
In die Debatte schaltete sich auch Trumps neuer Dauerkritiker Elon Musk ein. Auf seiner Plattform X fragte er seine mehr als 220 Millionen Follower: „Wie soll man Trump vertrauen, wenn er die Epstein-Akten nicht veröffentlicht?“ Vor einigen Wochen hatte Musk sogar behauptet, dass der Name des Präsidenten in den geheimen Dokumenten steht. Beweise konnte er dafür allerdings nicht liefern. (MIT DPA)TOBIAS SCHWANINGER