KOMMENTAR

Kluges Konzept für die Urlaubs-Saison

von Redaktion

Im föderal organisierten Schulsystem gäbe es manches von Bayern abzuschauen. Die differenzierte Schulstruktur (statt Gesamtschulbrei) hat sich bewährt, Ansprüche und Abschluss-Niveau sind höher. Der Streit um Ferientermine wirkt dagegen schon recht kleinteilig: Mag sein, dass andere Länder auch gern Bayerns späten Sommer-Termin hätten. Eine Notwendigkeit, das zu ändern und den seit Jahrzehnten bewährten Sonderweg von Bayern und Baden-Württemberg aufzugeben, besteht nicht. Auch wenn sich nun die Kultusminister aus mehreren Ländern reihum darüber beklagen und fordern, zumindest ab 2030 die Regeln neu zu justieren.

Natürlich geht es längst nicht mehr um Erntetermine wie im Agrarland Bayern kurz nach dem Krieg. Und natürlich hat der Verweis auf den für Bayern unfairen Länderfinanzausgleich, so süffig das auch klingt, damit nichts zu tun. Doch umgekehrt greift das „Aber wir wollen auch mal“-Argument der Länder im Norden und Westen viel zu kurz. Denn dabei wird der entscheidende Faktor gern vergessen: Bayern ist in dieser Reihung auch selbst eines der wichtigsten Ferienziele, nicht nur Urlaubsgast.

Die Bedeutung des Sommer-Tourismus gerade Richtung Berge wächst. Es macht Sinn, die Termine der Sommerferien in Deutschland weiterhin so zu entzerren, dass Bayerns Familien vor und nach der Urlaubswelle der anderen ihre Auszeit nehmen können. An den späten Sommerferien hängen ja auch die zweiwöchigen Pfingstferien im Süden (die übrigens an christlichen Feiertagen orientiert sind, nicht an Ferienlaune). Die jetzige Regelung vermeidet also Terminkollisionen bereits im Frühjahr und streckt die Saison von Mai bis Mitte September.

Das rollierende Termin-System der 14 anderen Länder ermöglicht jedem ab und zu einen späteren Termin. Aber es stößt bei Bayern und Baden-Württemberg an Grenzen; wie halt Gleichmacherei so oft. Man könnte es auch boshafter formulieren. Die NRW-Schulministerin, die jährlich ihr Gejammer über den bayerischen Ferientermin anstimmt, sei daran erinnert: Ferien im August machen Bottrop und Wanne-Eickel als Urlaubsziele auch nicht attraktiver.

Gelebter Föderalismus heißt: Über sämtliche Schul-Belange entscheiden die Länder allein, keiner kann ihnen reinreden. Also auch über die Ferien. Bayern kann mit Recht und mit den besseren Argumenten auf seinem späten Sommer- und dem Pfingst-Termin beharren.

Artikel 3 von 11