Amerika – aufgebaut von Einwanderern: Ein friedlicher Protest gegen die Trump-Politik in Brooklyn. © SPENCER PLATT/afp
Washington – Es ist ein Foto, das die USA schockiert hat: Ein maskierter Demonstrant feuert in Kalifornien mehrere Schüsse auf Grenzbeamte ab, die einen Einsatz gegen illegal im Land lebende Migranten durchführen. Nur durch Glück wird keiner der Cops getroffen. Das FBI fahndet nun nach dem Mann, auf dessen Kopf eine Belohnung von 50 000 US-Dollar ausgesetzt ist. Videos zeigen zudem, wie bei einem Einsatz in einer Cannabis-Farm Dutzende Aktivisten Transportfahrzeuge angreifen, in denen sich festgesetzte Migranten befinden. Sie nutzen Steine, um die Fenster der Fahrzeuge zu zertrümmern – ein zweifelhaftes Konzept, bei dem auch jene zu Schaden kommen können, für die sich die Randalierer einsetzen.
Das radikale Durchgreifen von Donald Trump gegen jene, die unter seinem Vorgänger Joe Biden weitgehend ungehindert in die USA kommen konnten, schürt im Land die Emotionen – vielerorts werden die Grenzschützer (ICE) zu Zielscheiben von Hass und Gewalt. Mit einer eigens geschaffenen App („ICEBlock“) hat sich mittlerweile der Widerstand organisiert. Wann immer mit der App eine Festsetzungs-Aktion der Beamten gemeldet wird, finden sich Aktivisten ein, die einen Abtransport der Migranten verhindern wollen. Dazu werden auch Fahrzeuge blockiert, was bereits zu Verletzungen unter den Demonstranten gesorgt hat. Körperliche Auseinandersetzungen gibt es vor allem dann, wenn Grenzbeamte in US-Gerichtsgebäuden nach Verhandlungen illegal im Land lebende Migranten festnehmen – eine Taktik der Behörden, die vor allem bei der US-Opposition für massive Kritik gesorgt hat.
Längst vergleichen Parteivertreter der Demokraten die Grenzcops mit „Nazis“ und der „Gestapo“ des Dritten Reichs. Um den Beamten das Leben zu erschweren, fordern Regierungskritiker mittlerweile: Den Cops soll es nicht mehr erlaubt sein, bei Einsätzen Masken zu tragen – um eine Identifizierung zu erleichtern. Wie die Lage eskalieren kann, zeigt ein Vorfall vom 4. Juli. Damals verübte eine Gruppe von zehn bis zwölf bewaffneten Aktivisten einen Anschlag auf Beamte bei einem Internierungslager in Texas. Sie feuerten mit Schnellfeuergewehren aus einem Hinterhalt auf die Bewacher, ein Polizist wurde am Hals verletzt.
Gleichzeitig hat Trump die Daumenschrauben gegenüber illegal in den Vereinigten Staaten lebenden Menschen weiter angezogen. Eine neue Dienstanweisung sieht vor, dass Betroffene anders als früher bis zur Entscheidung ihres Falles in Haft bleiben sollen. Kautionszahlungen, um vorübergehend auf freien Fuß zu kommen, sind nicht mehr vorgesehen. Auch die ICE-Methoden sind nicht zimperlich: Vergangene Woche starb auf einer legalen Cannabis-Plantage in Kalifornien ein Landarbeiter. Er war auf der Flucht auf ein Gewächshaus geklettert – und neun Meter in die Tiefe gestürzt. FD