Die Feriendebatte mag manchen wie eine typische Sommerloch-Debatte in einer nachrichtenarmen Zeit erscheinen. Das ist doppelt falsch. Erstens ist die Zeit nicht nachrichtenarm – Trump, Ukraine, Gericht mögen als Stichwörter genügen. Und zweitens hat auch die aufgeworfene Diskussion einen wahren Kern. Tatsächlich sind 75 Ferientage für Eltern schulpflichtiger Kinder eine organisatorische Herausforderung, ja ein Kraftakt.
Die Anzahl der Ferientage stammt aus einer Zeit, da die Rollen klar verteilt waren und die Frau sich auf Kinderbetreuung und Haushalt gefälligst zu beschränken hatte. Das wird sich niemand ernsthaft zurückwünschen wollen. Da Frauen heute meist berufstätig sind, müssen folglich die Angebote zur Ferienbetreuung verstärkt ausgebaut werden. Hort, Ferienprogramme, Vereine – da gibt es viele Möglichkeiten. Da sich eine Kürzung der Ferienzeit aus pädagogischen Gründen verbietet, bleibt kein anderer Weg.
Was in der Debatte aber entschieden zu kurz kommt, ist die Möglichkeit, auch die Lehrer für solche Ferienaufgaben heranzuziehen. Hier könnte viel mehr passieren, etwa Nachholhilfeangebote, wie es sie in der Corona-Zeit mal (kurz) gab. Lehrerarbeit in der Ferienzeit ist laut der bayerischen Dienstordnung für Lehrkräfte „aus dienstlichen Gründen in zumutbarem Umfang“ ausdrücklich erlaubt. Denn Lehrer haben wie die meisten Arbeitnehmer juristisch eigentlich nur 30 Urlaubstage, der Rest ist unterrichtsfreie Zeit – ein Unterschied!DIRK.WALTER@OVB.NET