Kaum Interesse an der E-Akte

von Redaktion

Medikamente, Röntgenbild, OP-Bericht auf einen Blick. Das ist die Idee der E-Akte. Verbraucherschützer warnen, dass nicht alle Zugriff auf ihre digitalen Daten haben. © mauritius images

München – Die Ankündigungen waren groß, die Hoffnungen noch größer. Vor allem der ehemalige Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zeigte sich als großer Fan der elektronischen Patientenakte, kurz: ePA. Sie sei der „Beginn eines neuen Zeitalters der Digitalisierung des deutschen Gesundheitssystems“, schwärmte er noch Anfang des Jahres. Gerade der Patient selbst profitiere davon, denn er werde „endlich Herr seiner Daten“, versprach Lauterbach.

Über 20 Jahre haben die unterschiedlichen Regierungen jetzt an der E-Akte getüftelt. Schon 2003 hatte die damalige SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt das Projekt auf den Weg gebracht. Die Ampel-Koalition hat ihre schrittweise Einführung begleitet und an die schwarz-rote Regierung vererbt. Ende April ging die bundesweite E-Akte schließlich an den Start.

Allerdings nimmt seither nur ein Bruchteil der Patienten den digitalen Dienst in Anspruch. Bei der Techniker Krankenkasse (TK), den Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) und der Barmer mit zusammen gut 44 Millionen eingerichteten E-Akten werden derzeit rund 1,2 Millionen aktiv genutzt. Das sind gerade mal 2,7 Prozent aktive Nutzer. Carola Reimann, Chefin des AOK-Bundesverbands, nennt die bisherigen Anmeldungen „noch überschaubar“. TK-Chef Jens Baas erklärt, dass die E-Akte nur dann ihr volles Versorgungspotenzial entfalten könne, wenn sie etabliert und gefüllt ist.

Der Grundgedanke der elektronischen Patientenakte ist, die oft verstreuten Befunde verschiedener Ärzte zu bündeln – also Medikamente, Arztbriefe, Labordaten digital gesammelt. So sollen Mehrfachuntersuchungen vermieden, Diagnosen besser gestellt werden.

Vor allem der Umgang mit diesen hochsensiblen Patientendaten hatte besonders Datenschützer schon früh alarmiert. Nur ein Tag nach der offiziellen Einführung musste der noch geschäftsführende Gesundheitsminister Lauterbach einen Rückschlag einstecken. Hacker-Aktivisten hatten Sicherheitslücken aufgedeckt.

Und noch immer fordert die Datenschutz-Bundesbeauftragte einen besseren Schutz der Gesundheitsdaten. Konkret bemängelt Louisa Specht-Riemenschneider, dass die Einstellungsmöglichkeiten, wer welche Daten digital einsehen kann, zu wenig detailliert sind. Es sei nicht zwingend nötig, „dass die Zahnarztpraxis von der Psychotherapie erfährt“, sagt auch Lucas Auer von den Verbraucherzentralen. Er fordert zudem, dass weitere relevante Dokumente wie Röntgenaufnahmen oder der Impfpass integriert werden.

Auf ihrer Website bemängelt die Verbraucherzentrale zudem, dass die ePa nur für bestimmte Patientengruppen zugänglich sei. Da „Menschen ohne geeignetes Endgerät“ – wie Tablet, Smartphone oder PC – keinen Zugriff haben. Oftmals fehle auch die ausreichende technische Kenntnis.

Für die Patienten ist es keine Pflicht, sich in ihre E-Akte einzuloggen, für Ärzte wird es allerdings ab Oktober Pflicht, diese zu befüllen. Wer allerdings keine E-Akte möchte, muss aktiv widersprechen. (MIT DPA)

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