Grüne: Nachtverbot für Mähroboter

von Redaktion

München – Wer vergleichsweise kurze Beine hat, an Rücken und Flanken aber mit tausenden Stacheln bedeckt ist, für den ist Flucht in der Regel nur die zweitbeste Option. Doch genau das wird vielen Igeln auch in diesem Sommer zum Verhängnis. Sie rollen sich zusammen, wenn sie Gefahr auf sich zukommen hören – und fallen so automatischen Mährobotern zum Opfer, die in den vergangenen Jahren in immer mehr Gärten eingesetzt werden um das Gras kurz zu halten.

Stephan Holzer kennt das Problem. „Der Igel ist ein nachtaktives Tier und von der Geschwindigkeit her zu langsam, um dem Roboter zu entkommen“, sagt der Vorstand der Tierhilfe Tutzing im Landkreis Starnberg unserer Zeitung. Er bestätigt auch, dass die Fälle von Igel-Verletzungen durch Mähroboter in den letzten Jahren zugenommen haben. „Das passiert automatisch durch die Zunahme der Mähroboter.“ Die Folgen seien meist drastisch – Unterkiefer, Schnauzen, oder gar der komplette Körper würden zerfetzt. Rund 95 Prozent der betroffenen Igel würden ihre schweren Verletzungen nicht überleben. „Da muss etwas passieren“, sagt Holzer. „Das verlangt schon der normale Menschenverstand“, ergänzt er.

So sehen das auch die Grünen im Landtag, die im Bayerischen Naturschutzgesetz festschreiben lassen wollen, dass die Mäher nur tagsüber fahren dürfen. Denn nicht nur die ohnehin gefährdeten Igel würden nachts von ihnen verletzt – auch Amphibien, Fledermäuse und Kleinsäuger seien betroffen. „Eine zeitliche Einschränkung der Mahd auf den Tageszeitraum ist ein wirksamer Beitrag zum Schutz der heimischen Biodiversität und zur Vermeidung von Tierleid“, heißt es im Gesetzentwurf, der heute zur ersten Lesung im Landtag diskutiert wird. Eine solche Regelung verhindere nicht nur Verletzungen, „sondern reduziert auch die Störung sensibler Lebensräume in den Ruhezeiten der Tiere“, führen die Grünen an.

Auch Naturschutzverbände wie Nabu und LBV weisen auf das Problem hin. Seit 2015 seien von der Bevölkerung mehr als 91 000 lebende und knapp 37 000 tote Igel im Freistaat gemeldet worden, teilt der LBV mit.

Grünen-Landtagsabgeordnete Mia Goller ist schon seit Längerem am Thema dran. Sie habe gehofft, dass die Frage nach einem nächtlichen Mähverbot in einem Bundesgesetz geregelt werde, doch das habe „die Ampel nicht mehr durchgebracht“. Dass auch im bayerischen Landtag die Mehrheiten für ein Grünen-Gesetz eher schlecht stehen, weiß Goller natürlich. Doch dann sollten CSU und Freie Wähler selbst tätig werden, findet sie. Zudem sei es schon von Vorteil, wenn das Problem Aufmerksamkeit erhalte. Denn: „Die allermeisten Menschen wollen keine Igel schreddern, sie wissen das oft gar nicht.“

Aus dem Umweltministerium von Thorsten Glauber (Freie Wähler) heißt es: „Der Schutz von Igeln ist wichtig.“ So sei etwa der Braunbrustigel nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt – es ist verboten, ihn zu verletzen. Doch eine eigene – weiterführende – Regelung neben diesem Verbot könne der Freistaat aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht treffen. Man setze deshalb auf Aufklärung. Auf die Grünen-Forderung nach einem grundsätzlichen Nacht-Mähverbot geht das Ministerium in seiner Antwort nicht direkt ein. S. HORSCH, T. MAYINGER

Artikel 10 von 11