Unter den Rezepten, die sich die politischen Gegner zum Umgang mit der AfD zurechtgelegt haben, gibt es wenige gute, aber eine Reihe von besonders schlechten. Das vielleicht kontraproduktivste erlebten Zuschauer am Sonntagabend in der ARD: Das sogenannte Zentrum für politische Schönheit beschallte ein Interview mit Alice Weidel mit so viel Lärm, dass die AfD-Chefin und der Fragensteller sich kaum verstanden. Nicht mal bei wohlwollendster Auslegung war das eine kreative Aktion – es war ein als Protest getarntes Niederbrüllen.
Das kann man natürlich machen, wenn man es der AfD so leicht wie möglich machen will. Genau genommen nahmen die Aktivisten Weidel nämlich gleich zwei Aufgaben ab: Erstens kam sie, weil ein konzentriertes Interview stellenweise nicht möglich war, mit manch dünner Antwort durch. Zweitens musste sie eine unfaire Behandlung ihrer Person (und damit ihrer Partei) nicht wie so oft im Nachhinein behaupten – sie war ja live zu beobachten.
Einen Teil der Verantwortung für das Gesamtschlamassel trägt die ARD – nicht für die idiotische Aktion natürlich, wohl aber für den Umgang mit ihr. Statt das Interview durchzuziehen, hätten die Verantwortlichen einschreiten, das Gespräch (im Zweifel auch gegen die Absprache mit Weidel) abbrechen sollen. Stattdessen verrutschte dem ARD-Journalisten Markus Preiß sogar noch ein gut gemeinter Erklärungsversuch („Frau Weidel sagt gerne mal, dass sie etwas nicht verstanden hat“).
Man kann dem Sender situatives Versagen vorwerfen. Zu vermuten ist aber Schlimmeres: Dass nämlich bei manchen Zuschauern der (falsche) Eindruck haften bleibt, die ARD mache sich gemein mit den Aktivisten und ihrem Ziel, die AfD mundtot zu machen. Für die Partei, die sich ja chronisch im Kampf gegen „das System“ wähnt (gemeint ist im Grunde alles, das nicht sie selbst ist), ist das ein exzellenter Spielboden.
So kommt man der AfD, die sich allen extremistischen Signalen zum Trotz bei über 20 Prozent festgesetzt hat, jedenfalls weder politisch noch journalistisch bei. Es führt kein Weg daran vorbei, sie bei den Inhalten zu packen, populistische Lösungen als untauglich zu enttarnen. Das ist mühsamer, als die Boxen an der Spree voll aufzudrehen – aber es ist der ehrliche, demokratische Weg. MARCUS.MAECKLER@OVB.NET