Sie müssen Deir al-Balah verlassen, weil Israels Armee ihre Einsätze im Gazastreifen ausweitet. © Baba/AFP
Gaza – Weil sich die humanitäre Lage im Gazastreifen verschärft, kritisieren UN-Hilfsorganisationen das jüngste Vorgehen der israelischen Armee. Die „Hungerkrise“ in Gaza habe „ein neues Ausmaß an Verzweiflung“ erreicht, beklagte das Welternährungsprogramm (WFP). Die Armee habe am Sonntag auf eine große Menschenmenge nahe eines WFP-Hilfskonvois geschossen, zahlreiche Menschen seien getötet worden.
Nach Angaben der von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden am Sonntag mindestens 73 Palästinenser in dem abgeriegelten Küstenstreifen getötet, die meisten davon bei einem Vorfall im Norden, berichtete die „Times of Israel“. Laut dem WFP hatte sich eine Menschenmenge einem WFP-Konvoi aus 25 Lkw genähert. Daraufhin sei sie unter israelischen Beschuss geraten.
Wie die „Times of Israel“ berichtete, sei nicht sofort klar gewesen, ob sie Opfer der israelischen Armee oder bewaffneter Banden oder von beiden wurden. Israels Armee soll demnach Warnschüsse abgefeuert haben, „um eine unmittelbare Bedrohung für die Truppen zu beseitigen“. Das WFP beklagte, die Menschen hätten lediglich versucht, an Nahrungsmittel zu gelangen, um sich und ihre Familien zu ernähren, „die kurz vor dem Verhungern stehen“. Israel bestritt die hohe Zahl an Opfern.
Israels Armee kündigte unterdessen an, ihre Einsätze in Deir al-Balah im Zentrum Gazas auszuweiten und rief die Menschen in mehreren Vierteln dazu auf, sich in den Südwesten zu begeben. Das UN-Nothilfebüro sprach zudem von einem „verheerenden Schlag“ für die humanitären Bemühungen durch einen neuen „Massenvertreibungsbefehl“ für die Menschen.
Nach israelischen Angaben werden noch 50 aus Israel entführte Menschen in Gaza festgehalten, davon sollen mindestens 20 noch am Leben sein. Die Angehörigen reagierten denn auch mit Entsetzen auf die Armeemitteilung über die Ausweitung der Einsätze in Deir al-Balah. „Kann uns irgendjemand versprechen, dass diese Entscheidung nicht zum Verlust unserer Angehörigen führen wird?“, hieß in einer Stellungnahme des Forums der Geisel-Familien.
In einer gemeinsamen Erklärung fordern jetzt die Außenminister von 25 Ländern ein sofortiges Ende des Kriegs im Gazastreifen. Ihre Botschaft sei klar und dringend: „Der Krieg in Gaza muss jetzt beendet werden“, hieß es in dem Text. „Weiteres Blutvergießen dient keinem Zweck.“ Unterzeichnet wurde die Erklärung unter anderem von den Außenministern Italiens, Frankreichs, Österreichs, des Vereinigten Königreichs, Belgiens und Kanadas. Deutschland gehört nicht zu den Unterzeichnern.