Dass Donald Trump für seine glühenden Anhänger als Mann gilt, der mit dem Establishment mal so richtig aufräumt, war von jeher absurd. Als Immobilien-Mogul und TV-Star verkehrte der US-Präsident mit den Reichen und Schönen Amerikas – und bis zu einem Streit um ein Grundstück in Palm Beach 2004 war Trump auch ein enger Freund von Jeffrey Epstein.
Umso erstaunlicher war es da, dass Trump die Verschwörungstheorien rund um den in der Haft verstorbenen Missbrauchs-Täter anheizte. Eigentlich muss dem US-Präsidenten stets klar gewesen sein, dass das irgendwann auf ihn selbst zurückfallen könnte.
Zumal ja auch gegen Trump zahlreiche Vorwürfe von Frauen wegen sexueller Belästigung dokumentiert sind – in einem Fall gab es sogar eine später fallen gelassene Klage im direkten Zusammenhang mit einer gemeinsamen Party Trumps mit Epstein. Erklären lässt sich Trumps Zuversicht, vom Epstein-Strudel nicht verschluckt werden zu können, nur mit seinem berüchtigten Satz: „Ich könnte mitten auf der Fifth Avenue stehen und jemanden erschießen, und ich würde keine Wähler verlieren“.
Trump scheint diese Duldsamkeit seiner Fans doch überschätzt zu haben. Das macht den US-Präsidenten sichtlich nervös. Was sich darin zeigt, wie hart der US-Präsident gegen Medien vorgeht, die Trumps Beziehung zu Epstein beleuchten. Die Milliardenklage des Weißen Hauses gegen das den Republikanern eigentlich nahestehende „Wall Street Journal“ nennt eine Pressevereinigung zu Recht „verdeckte Zensur“. Dass sich US-Qualitätsmedien wie die „New York Times“ trotz des Drucks nicht zum Schweigen bringen lassen, ist ein ermutigendes Zeichen für die Zukunft der angeschlagenen US-Demokratie.KLAUS.RIMPEL@OVB.NET