Bangkok – Im eskalierenden Konflikt mit Kambodscha hat Thailand vor der Gefahr einer Ausweitung der Kämpfe zu einem Krieg gewarnt. Der seit Jahrzehnten schwelende Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha war diese Woche eskaliert, mindestens 16 Menschen wurden seit Donnerstag getötet. Mehr als 130 000 Menschen wurden aus dem Grenzgebiet evakuiert.
Thailand sei weiterhin offen für diplomatische Gespräche mit dem Nachbarland, sagte Außenamtssprecher Nikorndej Balankura. „Wir sind bereit, wenn Kambodscha diese Angelegenheit auf diplomatischem Wege, bilateral oder sogar über Malaysia regeln möchte.“ Die Kämpfe hatten am Donnerstag in der Nähe von zwei Tempeln an der Grenze zwischen der thailändischen Provinz Surin und der kambodschanischen Provinz Oddar Meanchey begonnen. Dort ist die Grenzziehung der rund 800 Kilometer langen gemeinsamen Grenze seit vielen Jahren umstritten.
Die Streitkräfte beider Seiten beschossen sich mit Artillerie, mit Raketen und griffen aus der Luft an. Sowohl das kambodschanische Verteidigungsministerium als auch die thailändische Armee beschuldigten die jeweils andere Seite, als Erste geschossen zu haben.
Das Auswärtige Amt in Berlin riet angesichts des eskalierenden Konflikts „dringend“ von Reisen in die Grenzregion zwischen Thailand und Kambodscha ab. Die Grenze zwischen beiden Ländern verläuft rund 130 Kilometer entfernt von der weltberühmten Tempelanlage Angkor Wat in Kambodscha, die ein beliebtes Reiseziel ist. Deutsche Staatsbürger in der Region sollten lokalen Sicherheitsanweisungen folgen, sich von Menschenansammlungen fernhalten und auf neue Reise- und Sicherheitshinweise achten.
Peking, ein enger Verbündeter Kambodschas, äußerte sich besorgt über die Kampfhandlungen. Außenminister Wang Yi bezeichnete die Opferzahlen am Freitag laut seinem Büro als „tief beunruhigend“ und führte die „Wurzel des Problems“ auf die Nachwirkungen „des westlichen Kolonialismus“ zurück.
Die Kämpfe sind die jüngste Eskalation in einem seit Jahrzehnten andauernden Streit um die Grenzziehung im sogenannten Smaragd-Dreieck, wo Thailand, Kambodscha und Laos aneinander grenzen. In dem Gebiet stehen mehrere alte Tempel. Der Konflikt hatte vor mehr als 15 Jahren Gefechte zwischen den Streitkräften ausgelöst und war im Mai erneut aufgeflammt, als ein kambodschanischer Soldat durch Schüsse getötet wurde. Diese Woche eskalierte die Lage erneut, nachdem ein thailändischer Soldat an der Grenze auf eine Mine getreten war und ein Bein verlor.