Der Deal mit Trump – so sieht es unser Karikaturist © Zeichnung: Sakurai
München/Köln – US-Präsident Donald Trump und die EU haben sich geeinigt: Europäer müssen künftig 15 Prozent Basiszoll zahlen, wenn sie Waren in die USA einführen, für die Amerikaner erhöhen sich die Zölle für Exporte in die EU dagegen nicht (siehe Seite 3). Ein guter Deal? Das ordnet Samina Sultan vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ein.
Frau Sultan, Europäer zahlen künftig 15 Prozent auf Exporte in die USA. Hat sich die EU über den Tisch ziehen lassen?
Donald Trump hat skrupellos damit Druck gemacht, dass Europa militärisch auf die USA angewiesen ist und das Land auch als Absatzmarkt braucht. Deshalb ist dieser Kompromiss gerade noch tragbar. Dennoch: Der Deal schadet der EU und vor allem der deutschen Wirtschaft. Er ist sicher kein Erfolg.
Wie sehr schadet er?
Die USA sind unser wichtigster Handelspartner, zehn Prozent der deutschen Ausfuhren gehen dorthin. Deshalb wird unser Export leiden. Für eine Exportnation ist das ein großes Problem. Es gibt erste Schätzungen, dass die deutsche Wirtschaftsleistung durch den Deal um moderate 0,15 Prozent niedriger ausfallen könnte. Ich befürchte aber, dass es deutlich mehr wird. Das ist schlecht, denn es läuft momentan wirtschaftlich ohnehin nicht rund. Bisher sind die konkreten Folgen aber schwer zu beziffern, weil noch viele Details offen sind – etwa, ob es Ausnahmen für die Pharmabranche gibt.
Was heißt das für Bayern?
Schon in den letzten Monaten sind die deutschen US-Exporte gesunken, im Maschinenbau zum Beispiel um mehr als sieben Prozent. Der Freistaat ist davon besonders betroffen. Erstens gibt es dort viele exportstarke Firmen im Auto- und Maschinenbau. Zweitens gehen in Bayern zwölf Prozent der Exporte in die USA. Das ist mehr als der bundesweite Schnitt.
Und was bedeutet der Deal für die USA selbst?
Trump will damit auch seine „Big Beautiful Bill“ refinanzieren. Das Gesetz sieht etwa Steuererleichterungen für Unternehmen und höhere Ausgaben für Militär und Grenzschutz vor, was die US-Schulden mittelfristig um Billionen steigern dürfte. Aber die Zolleinnahmen werden nicht annähernd reichen, um das auszugleichen. Gleichzeitig sind die Kosten auch für die US-Wirtschaft hoch. Die Zölle lassen die Preise für Importe in die USA schon jetzt steigen, was am Ende die US-Firmen und Verbraucher zahlen. Für sie werden Maschinen, Autos, aber auch Kleidung und Konsumgüter teurer. Und: Noch sind die US-Konsumenten gewohnt, verschiedenste Waren aus allen möglichen Ländern zu bekommen. Doch die Produktvielfalt dürfte sinken, wenn der US-Markt für ausländische Produzenten an Attraktivität verliert.
Ist das jetzige Abkommen eigentlich rechtlich bindend oder kann Trump die Zölle morgen doch wieder auf 30 Prozent verdoppeln, wenn ihm danach ist?
Das ist bisher ein hemdsärmlig ausgehandelter Deal, kein detaillierter Vertrag. Ich denke, deshalb gibt es auch noch keine rechtlichen Garantien, dass die Zollhöhe dauerhaft gilt. Genau auf so eine Zusicherung muss die EU nun aber drängen. Die Wankelmütigkeit von Trump dürfte ja jeder auf dem Schirm haben.
Und glauben Sie, dass die Zölle irgendwann wieder aufgehoben werden?
In Trumps Amtsperiode? Das kann ich mir im Moment absolut nicht vorstellen.
Trump hat nicht nur mit der EU einen Zolldeal erpresst, sondern etwa auch mit Japan, Kanada, den Briten. Bedeutet das ein Ende des regelbasierten Welthandels und den Übergang zum Recht des Stärkeren?
Diese Gefahr droht zumindest. Die USA fallen jedenfalls für die nächsten Jahre als Anker dieses Systems weg, als „Leader of the Free World“. Amerika hat übrigens Jahrzehnte von dieser Rolle profitiert. Die EU muss deshalb nun umso mehr die Flagge des freien Welthandels hochhalten und Handelsabkommen mit Partnern schließen.
Könnte Europa denn Amerika als „Anführer der Freien Welt“ ersetzen?
Die Voraussetzungen sind da: Wir sind ein großer Markt, haben starke Institutionen, sind global vernetzt. Aber alleine werden wir das Vakuum nicht füllen können, das die USA hinterlassen. Deshalb müssen wir noch mehr mit Partnern wie Großbritannien, der Schweiz, Kanada, Japan oder Südkorea kooperieren, die ähnliche Interessen haben.