KOMMENTAR

Die systematische Entwertung der Worte

von Redaktion

Trumps Atom-U-Boot-Drohung

Wenn John F. Kennedy Sätze wie jetzt Donald Trump gegenüber Russland verkündet hätte, hätte die ganze Welt den Atem angehalten. Doch im Trump-Zeitalter lösen wüste gegenseitige Atom-Drohungen nur noch müdes Achselzucken aus. Man ahnt ja: Der US-Präsident regt sich wohl weniger über die Dritte-Weltkriegs-Szenarien Medwedews auf als darüber, dass der russische Ex-Präsident ihn als „Opa“ beleidigt hat.

Und doch hat Trump einen Punkt, wenn er Medwedew belehrt, Worte führten „oft zu unbeabsichtigten Konsequenzen“. Allerdings ist es gerade der US-Präsident selbst, der mit seiner ständigen Flut an Beleidigungen und Lügen die Worte politischer Machthaber systematisch entwertet hat. Medwedew ist sein Bruder im Geiste.

Die allgemeine Ermüdung über die ständigen Superlative und Kriegsdrohungen birgt tatsächlich die Gefahr, dass niemand mehr Worte (im Sinne von Diplomatie) ernst nimmt, was die Taten noch unberechenbarer und gefährlicher macht.

Mit einer stringenten Ukraine-Politik hat Trumps Atom-U-Boot-Entsendung nichts zu tun. Das verhindert keinen einzigen Raketenangriff auf Kiew oder Odessa. Wladimir Putin hat die U-Boot-Entsendung mit Ignorieren bestraft. Diese Missachtung aus dem Kreml dürfte Trump mehr verärgern als jede neue Medwedew-Drohung.

Bei den US-Bemühungen um den Krieg in der Ukraine geht es inzwischen auch um Trumps gekränktes Ego. Die Strategie der maximalen Zugeständnisse an Russland hat nichts anderes bewirkt als die maximale Eskalation der Attacken auf ukrainische Zivilisten. Der US-Präsident steht als Papiertiger da – auch bei seinen Zoll-Drohungen gegen Staaten, die weiter billiges Öl von Russland kaufen. Indien will das ignorieren. Trump ist persönlich beleidigt, und das könnte der Ukraine helfen. Wenn er nicht jegliche Glaubwürdigkeit verspielen will, müsste er hart reagieren. Das heißt: die Waffenlieferungen an die Ukraine wieder aufnehmen.Klaus.Rimpel@ovb.net

Artikel 1 von 11