Es sind für den Politbetrieb ungewöhnlich harte Worte, mit denen sich die Liberalen beschreiben. Die interne Analyse attestiert ihren eigenen Politikern „bürgerfern“ und „abgehoben“ zu wirken, mit einer „werblich-weichgespülten“ Sprache. Diese Auswertung offenbart, wo sich die FDP befindet: in einer schonungslosen Selbstfindungsphase.
Nach dem dramatischen Ampel-Aus und dem krachendem Bundestags-Rauswurf ist es nur folgerichtig, dass sich die FDP reflektiert, sich mit ihren Fehlern auseinandersetzt. Klar, die FDP hat als außerparlamentarische Opposition gerade keine sonderlich dankbare Rolle. Sie kann weder Themen setzen noch ihre liberalen Positionen vermitteln. Kurzum: Ihr politischer Einfluss gleicht Null. Dass es gerade aber so leise um die einst so laute Partei geworden ist, kann gefährlich werden.
Denn schon im Frühjahr 2026 stehen Wahlen in Baden-Württemberg an. Eigentlich ein Bundesland mit einer sicheren Stammwählerschaft– doch in der letzten Umfrage von Mai dümpelt die FDP nur noch bei 5,1 Prozent herum. Der Landes-FDP schadet, dass ein bundespolitisches Zugpferd fehlt. Aus dem nächsten Landtag zu fliegen, würde die Partei weiter in die Bedeutungslosigkeit drängen.
Dabei tut eine liberale, demokratische Stimme, die sich für Freiheit einsetzt, einem jeden Parlament gut. Das hat die Corona-Pandemie deutlich gezeigt. Doch nur damit lässt sich eben nicht Politik machen. Eine Mitgliederbefragung, um ein neues Grundsatzprogramm auf die Beine zu stellen, kann da nur der Anfang sein. Gerade, wenn dabei Fragen wie: „Was bedeutet Freiheit für Dich – welche Werte und Prinzipien sind Dir dabei wichtig?“, gestellt werden. Vor allem müssen die neuen liberalen Gesichter, wie die Generalsekretärin Büttner, an Bekanntheit gewinnen. Die FDP hat es schon mal geschafft, sich aus der Krise zu kämpfen, aber den Fehler gemacht, mit Christian Lindner auf nur einen Retter zu setzen.