Ein paar knorrige, kantige Typen verhindern noch, dass der Osten Deutschlands tiefblau regiert wird. Reiner Haseloff, der brummelig-pragmatische Altregent von Sachsen-Anhalt; Michael Kretschmer, der jüngere Sachse mit dem Anspruch und Gleichmut, sich von jedem Landesbürger ins Gesicht beschimpfen zu lassen, um die Wut so zu dämmen; auf SPD-Seite Dietmar Woidke, Brandenburger vom Bauernhof. Schon sehr gut, dass es die gibt. Aber sie genügen nicht mehr als Bollwerk gegen eine erstarkende AfD und auswölbende Ränder links. Es braucht eine professionellere Strategie.
Gerade die CDU wird im Osten seit Jahren dramatisch abgehängt. Sie ist in weiten Teilen nicht mehr Volkspartei. Wie auch, mit zum Beispiel nur 4000 Mitgliedern in ganz Mecklenburg-Vorpommern, und zwölf Landtagsabgeordneten in der drittgrößten Fraktion? Der „vorpolitische Raum“ – also die Vereine, Feuerwehren, Stammtische, überall dort, wo oft Vorbilder und Verwurzelung entstehen – wird in großen Regionen selbstverständlich von der AfD dominiert. Diese Partei ist dort nicht mehr extremer Protest, sondern Normalität, gestützt durch jährlich höhere Einnahmen aus Parteienfinanzierung und Fraktionsmitteln. Die CDU-Ehrenamtler bauen ab und zu mit Klapptisch und Sonnenschirm ihren Wahlkampfstand am Marktplatz auf verlorenem Posten auf.
Die CDU müsste sich dagegen aufbäumen, mit einer Professionalisierung im Osten, mit hauptamtlichen Strukturen in der Fläche, aktiv gemanagten Bundeswahlkreisen. Das wäre eine neue Hauptaufgabe für den zupackenden CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, der jetzt dann auch mal ausreichend Mitleid erhalten und empfunden hat, nicht Bundesminister geworden zu sein. Eine Ost-CDU wird immer etwas anders ticken, man denke an Kretschmer/Ukraine. Aber mit ihrer neuen Migrationspolitik und mit einem Kanzler Merz könnte die CDU in den Ländern selbstbewusster, stärker und vor allem öfter auftreten.
Die Alternative wäre fatal: fortgesetzte Verzwergung. Im Herbst 2026 wählen Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern neue Landtage, alle Parteien der Mitte haben aktuell gemeinsam keine Mehrheiten mehr. Ein AfD-Ministerpräsident genügt, um das System des Föderalismus in Teilen zu sprengen. CHRISTIAN.DEUTSCHLAENDER@OVB.NET