„Hochproduktiv“: Witkoff bei Putin

von Redaktion

Handschlag im Kreml: Wladimir Putin begrüßt Steve Witkoff. © Gavriil Grigorov/AFP

Moskau/Kiew – Ist das ein Trumpscher Bluff oder der Beginn einer neuen Dynamik im Ringen um einen Waffenstillstand in der Ukraine? Nach dem gestrigen Treffen zwischen dem US-Sondergesandten Steve Witkoff und Kreml-Chef Wladimir Putin in Moskau gab sich der US-Präsident jedenfalls auffallend optimistisch. Das Gespräch, gut drei Stunden lang, sei „hochproduktiv“ gewesen, ließ der US-Präsident am Mittwochabend wissen. Und: „Es wurden große Fortschritte erzielt.“

Im Anschluss an das Treffen will Trump den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und verschiedene europäische Verbündete am Telefon über die Ergebnisse informiert haben. Mit dabei: Kanzler Friedrich Merz (CDU), Nato-Generalsekretär Mark Rutte, Großbritanniens Premierminister Keir Starmer und Finnlands Präsident Alexander Stubb .

Demnach sagte Trump den anderen Teilnehmern, dass das Gespräch mit Putin ergiebiger verlaufen sei als gedacht. Nach Informationen der „New York Times“ soll er außerdem angekündigt haben, den Kreml-Chef kommende Woche persönlich treffen zu wollen – und nicht nur das: Kurz darauf soll es nach dem Willen des Republikaners ein Treffen in kleinster Runde geben, wie zwei Quellen der Zeitung bestätigten. Einzige Teilnehmer: Er selbst, Putin und Selenskyj. Europa wäre, einmal mehr, außen vor. Angeblich sollen Merz und Co. die Idee akzeptiert haben. Das Weiße Haus bestätigte den Bericht nicht, erklärte aber, Trump sei zu einem solchen Treffen bereit.

Ob Putin und Selenskyj einem solchen Plan zustimmen, ist allerdings unklar. Der Ukrainer bestätigte nur, dass er nach dem Witkoff-Besuch in Moskau mit Trump telefoniert habe. Der US-Präsident erklärte: Alle seien sich einig, dass dieser Krieg enden müsse – „und wir werden in den kommenden Tagen und Wochen darauf hinarbeiten“. Der außenpolitische Berater des Kreml-Chefs, nannte das Treffen nüchterner „nützlich und konstruktiv“.

Es war das fünfte Mal, dass Witkoff in diesem Jahr nach Moskau zu Gesprächen mit Putin reiste. Der Hintergrund diesmal ist aber besonders brisant: Das Trump-Ultimatum an Putin, das am morgigen Freitag abläuft. Bis dahin soll eine Waffenruhe zwischen Russland und der von Moskau angegriffenen Ukraine erreicht werden, anderenfalls droht der US-Präsident mit massiven Sanktionen gegen Russlands Handelspartner.

Trump will die wirtschaftliche Basis des Kremls weiter schwächen, indem er große Abnehmer von Öl und Gas – darunter China und Indien – stärker unter Druck setzt. Ein erstes Signal sendete er schon gestern und verhängte 25 Prozent zusätzliche Zölle gegen Indien; ausdrücklich wegen der anhaltenden Öl-Käufe aus Russland. Sie sollen in drei Wochen greifen und die ab heute geltenden 25-Prozent-Zölle gegen das Land verdoppeln.

In den vergangenen Monaten und Jahren hatte sich Trump stets seines guten Drahts zu Putin gerühmt, erst in den vergangenen Wochen war das Verhältnis abgekühlt. Wie stark der US-Präsident tatsächlich gegen den Kreml vorgehen wird, ist unklar.

Ebenso offen ist, ob Putin tatsächlich bereit ist, Zugeständnisse zu machen, um einen Waffenstillstand zu erreichen. Bisher hatte er sich, allen Bemühungen zum Trotz, keinen Zentimeter bewegt. Der Krieg gegen die Ukraine geht mit unverminderter Härte weiter.

Bei einem russischen Bombenangriff auf ein Ferienlager im Süden der Ukraine wurden nach Behördenangaben mindestens zwei Menschen getötet. Weitere zwölf Personen seien bei dem Angriff nahe der Großstadt Saporischschja verletzt worden, teilte Gouverneur Iwan Fedorow am MIttwoch mit. Militärisch sei der Sinn dieses Angriffs gleich null, erklärte Präsident Selenskyj. „Es ist nur Grausamkeit, die Furcht einflößen soll.“ Zudem beschoss das russische Militär ukrainischen Angaben nach gezielt eine Gasverdichterstation in der südukrainischen Region Odessa.

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