Junge Union bekommt Übergangs-Chef

von Redaktion

Manuel Knoll soll die Junge Union in Bayern für zwei Jahre führen. Er folgt auf Christian Doleschal. © CSU-Fraktion

München – Wenn drei sich streiten, freut sich der vierte: Mit einer Übergangs-Lösung verschiebt die Junge Union den Wettbewerb um den neuen Landeschef auf 2027. Der schwäbische Landtagsabgeordnete Manuel Knoll, gestern 35 geworden, soll den CSU-Nachwuchs vorübergehend führen. Darauf haben sich nach Informationen unserer Zeitung in diesen Tagen alle relevanten Beteiligten verständigt.

Knoll war eigentlich gar nicht aktiv am Chefposten interessiert. Er kam als Kompromisskandidat ins Spiel, weil sich die JU-Bezirksvorsitzenden Josef Rohrmoser (Oberbayern), Konrad Körner (Mittelfranken) und Markus Oesterlein (Oberfranken) über mehrere Monate hinweg nicht einigen konnten und eine recht harte Kampfkandidatur drohte. Hinter den Kulissen sei es teils recht deutlich zur Sache gegangen, heißt es. Nun wolle man die nächsten zwei Jahre in Ruhe eine Lösung suchen.

Der Posten wird frei, weil JU-Chef Christian Doleschal aus Altersgründen nicht mehr antreten kann; ein unveränderliches Schicksal, das Knoll erst in zwei Jahren ereilt. Gewählt wird auf der Landesversammlung von 3. bis 5. Oktober in Aschaffenburg. Das Team rund um den Übergangs-Chef wird gerade zusammengestellt.

Um die früher oft recht kritische und selbstbewusste JU war es in den letzten Jahren eher still geworden. Der Europaabgeordnete Doleschal suchte seit 2019 selten öffentliche Konflikte; einzig in einer klaren Haltung gegen neue Schulden ging er in offenen Widerspruch zur Parteispitze. Intern gibt es nicht die Erwartungshaltung, dass sich dieser vorsichtige Gesamtkurs unter Knoll diametral ändern wird. Der gebürtige Lauinger ist seit Herbst 2023 Teil der ebenfalls nicht arg aufmüpfigen Landtagsfraktion, hat sofort einen Sitz im Haushaltsausschuss ergattert. Bis in die Parteispitze wurde allerdings notiert, dass Knoll im Frühsommer als einziger Abgeordneter an einem Treffen der bayerischen JU mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst teilgenommen hat.

Der JU-Vorsitz in Bayern ist erfahrungsgemäß in vielen Fällen ein Karrieresprungbrett und ein Weg in die Öffentlichkeit. Vor dem Oberpfälzer Doleschal führten unter anderem Max Streibl, Otto Wiesheu, Markus Söder und Manfred Weber den Verband.

Knoll – katholisch, ledig, Hobbysänger – bestätigt seine Kandidatur gegenüber unserer Zeitung. „Auf mich kam der Wunsch zu, anzutreten als ein Kandidat, den alle mittragen.“ Er wolle die JU (rund 30 000 Mitglieder) nun in die Kommunalwahl im Frühjahr 2026 führen und könne gleichzeitig ihre Anliegen auch direkt in die Landtagsfraktion tragen. Knoll kündigte für seinen Stil an der Spitze des Verbands an: „Ich bin jemand, der an pragmatischen Lösungen orientiert ist. Wir werden aber auch Dinge kritisch ansprechen, auch mal Stachel im Fleisch der CSU sein.“CHRISTIAN DEUTSCHLÄNDER

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