Bald kommt es zum Wiedersehen: Wladimir Putin und Donald Trump, hier bei einem Gipfel 2017 in Vietnam, wollen sich voraussichtlich nächste Woche persönlich treffen. © Jorge Silva/dpa
Washington/Moskau – Chance auf Frieden oder Show? Zum ersten Mal seit dem russischen Angriff auf die Ukraine soll es zum Treffen zwischen dem US-Präsidenten und dem Kremlchef kommen. Es solle „sehr bald“ stattfinden, sagte Donald Trump, angepeilt wird nächste Woche. Wladimir Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow bestätigte Vorbereitungen, auch auf einen Ort soll man sich schon geeinigt haben. Zu Trumps Wunsch, an den Zweier- einen Dreiergipfel mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj anzuschließen, äußerte sich Uschakow aber zurückhaltend.
Dass der Kremlchef mitspielt, dürfte unter anderem zum Ziel haben, Trump zu besänftigen. Der US-Präsident hatte sich zuletzt immer weiter von Putin distanziert. Hinzu kommt: Putin ist Augenhöhe wichtig. Er will Russland als Großmacht gleichrangig mit den USA betrachtet wissen, er will auch mit niemand anderem als mit Trump verhandeln. Nach fast dreieinhalb Jahren Isolation würde ihn ein solches Treffen aufwerten.
Ob Putin zu Zugeständnissen bereit sein könnte, ist nicht bekannt. Erst Anfang der Woche bekräftigte er seine Kriegsziele. Allerdings kontrolliert Moskau derzeit viel weniger ukrainisches Gebiet als direkt nach Beginn der Invasion 2022. Die russische Armee rückt zwar wieder vor, sie hat aber hohe Verluste erlitten. Der Krieg lastet auf der Wirtschaft. Die russische Bevölkerung rührt sich nicht, ist den Krieg aber leid.
Putin hält ein Treffen mit Selenskyj zwar für möglich, wie er auch bei einem Treffen mit dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Mohammed bin Sajid, im Kreml sagte. Doch zugleich legte er die Latte hoch: „Dafür müssten bestimmte Bedingungen gegeben sein, und diese Bedingungen sind leider noch sehr weit entfernt.“
Der Kreml sieht es so, dass erst Experten eine Konfliktlösung finden sollten, die Putin dann vollziehen würde. Dies ist bisher nicht in Sicht. Allerdings hatte der Kreml auch gegenüber den USA gesagt, dass ein Treffen Putins mit Trump erst nach einer Lösung des Ukraine-Konflikts möglich sei. Von dieser Linie rückt Moskau nun ab.
Selenskyj erklärte, die Ukraine fürchte kein Treffen, also sollte auch Russland mutig sein. Der Ukrainer hat immer Verhandlungen von Angesicht zu Angesicht mit Putin gefordert. Bei dem Dreiertreffen, das Trump sich vorstellt, wäre er aber in der schwächsten Position. Die USA wären Vermittler, nicht mehr Partner. Trotzdem müsste Selenskyj so agieren, dass er Trump nicht verprellt, weil Kiew weiter Waffen und Geld der USA braucht.
Im Zusammenhang mit dem Witkoff-Besuch in Moskau gab es Spekulationen über einen Verzicht auf gegenseitige Luftangriffe zwischen Russland und der Ukraine. Doch die Überlegungen scheinen noch weiter zu reichen. Hinter den Kulissen ist mehr Bewegung, als alle Seiten öffentlich machen. Die Frage einer möglichen Bündniszugehörigkeit der Ukraine sei zwischen Moskau und Washington gar nicht angesprochen worden, hieß es aus europäischen Hauptstädten.
Es schien dort auch Zweifel zu geben an den Absichten des Kremlchefs: Putin habe mehr als eine Million Mann unter Waffen, die könne er nicht über Nacht nach Hause schicken, ohne seine Herrschaft zu gefährden. Ein Ärgernis aus europäischer Sicht: Ein Platz am Verhandlungstisch ist für sie nicht vorgesehen. Auch Selenskyj gefällt das nicht. „Alle zu treffenden Entscheidungen, um diesen Krieg zu beenden, und Sicherheit zu garantieren, betreffen tatsächlich das gesamte Europa und nicht nur einen“, sagte er gestern.