Trumps Gegner in seinem eigenen Netzwerk

von Redaktion

Digitaler Präsident: Donald Trump ist in Sozialen Medien präsent – besonders in seinem eigenen Truth Social. © AFP

Washington – Erst feuerte er die Chefin des Amtes für Arbeitsmarktstatistik, weil er deren Arbeitsmarktzahlen nicht mochte – dann folgte der erst vor zwei Monaten ernannte Boss der amerikanischen Steuerbehörde IRS, weil dieser der Regierung keine privaten Daten der Steuerzahler überlassen wollte. Wer sich Donald Trumps Wünschen widersetzt oder ihm öffentlich widerspricht, der wird schnell aus dem Weg geräumt. Da stellt sich jetzt die Frage, wann der Präsident das neue KI-Tool auf seinem Truth Social-Netzwerk in den Cyber-Kerker verbannt. Denn dieses widerspricht seinem Boss und straft ihn Lügen.

Trumps ehemaliger „Best Buddy“ Elon Musk hatte auf seiner Plattform X eine künstliche Intelligenz mit Namen Grok installiert, den Benutzer zu dem Wahrheitsgehalt von Postings befragen können. Da wollte der Präsident nicht nachstehen und orderte die Trump Media and Technology Group an, auch für Truth Sozial eine eigene „KI Antwort Maschine“ zu entwickeln. Diese ist seit Mittwoch für User von Truth Social kostenlos benutzbar und soll „direkte, zuverlässige Antworten auf wichtige Fragen“ liefern. Das Problem nur: Das KI-Tool scheint es nicht zu kümmern, was sein Boss im Weißen Haus sonst von seinen Untergebenen hören will.

So bestätigt der Truth Search AI korrekterweise, dass Strafzölle eine Steuer für das amerikanische Volk sind – etwas, dass das Weiße Haus vehement bestreitet. Es kommt noch dicker: Wer sich nach dem Ausgang der Präsidentschaftswahlen 2020 erkundigt, erfährt, dass Joe Biden diese fair und ohne Betrug gewonnen hatte. Und dass der Sturm der Trump-Anhänger auf das US-Kapitol vom 6. Januar 2021 eine Reaktion von dessen „an den Haaren herbeigezogenen Behauptungen von großangelegtem Wahlbetrug“ gewesen sei.

KI-Suchmaschinen und Chatbots sind darauf trainiert, riesige Mengen an Informationen aus den Weiten des Internets zu nutzen. Deshalb ist es eine große Herausforderung, die Antworten der KI zu kontrollieren. Laut Jesse Dwyer, Sprecher der Entwicklerfirma Perplexity, gibt es für Truth Social die Möglichkeit, in Zukunft nur Antworten zu geben, die Trump genehm sind. Der „Washington Post“ verriet er: „Wir haben den KI-Bot so konstruiert, dass der Kunde die benutzten Quellen auswählen oder beschränken kann.“ Es könnten also allein Trump-freundliche Medien wie „Fox News“ eingespeist werden.

Die Ironie an der Sache: Trump hatte im Juli ein Exekutiv-Dekret unterzeichnet, mit dem er die „Woke KI“ bekämpfen will. Danach sollten KI-Tools allein „wahrheitssuchend“, „neutral“ und nicht voller „parteilicher oder ideologischer Vorurteile“ sein. Das scheint aber nur für Chatbots mit Quellen des Gegners zu gelten. Eine Anfrage der „Washington Post“ ans Weiße Haus dazu blieb unbeantwortet.

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