Die eigentliche Entscheidung über die Zukunft der Ukraine spielt sich nicht in Alaska, sondern in den Schützengräben des Donbass ab: Wladimir Putin zeigt mit seiner neuen Offensive und dem seit Wochen anhaltenden Dauer-Bombardement auf ukrainische Zivilisten, dass er unverändert auf militärischen Sieg setzt. Donald Trump dient dem Kreml-Herrscher da nur als zusätzliche Munition.
Putin wird sein ganzes KGB-geschultes Manipulations-Talent dafür nutzen, Trump über den Tisch zu ziehen. Sein Kalkül: Der US-Präsident, der Ruhe in der Ukraine um jeden Preis will, soll am Ende sauer sein auf diesen lästigen Wolodymyr Selenskyj, der so störrisch auf der Souveränität seines Staates beharrt. Wenn Trumps Zorn sich nach einem Männer-Gespräch mit Putin wieder auf den Ukrainer richtet, wäre Kiew erledigt: Ohne US-Geheimdienstinformationen, angesichts einer kriegsmüden Bevölkerung und erschöpften ukrainischen Soldaten wird Russland den längeren Atem haben. Aber dank der Unberechenbarkeit Trumps kann es auch anders kommen.
Insofern ist das Bemühen von Friedrich Merz, mit seinem Vor-Gipfel mit Selenskyj und Trump Einfluss auf den Verlauf des Alaska-Treffens zu nehmen, wertvoll. Selbst wenn offen ist, inwiefern sich der US-Präsident dadurch beeinflussen lässt: Die EU beweist so, dass sie sich das Mitspracherecht nicht einfach aus der Hand nehmen lässt. Und Merz und die EU-Partner versuchen zumindest, Trump zu überzeugen: Es wird keinen dauerhaften Frieden geben, wenn er Putin auf den Leim geht.
Das Szenario könnte also auch anders laufen, wenn Trump es so will: Die USA machen Ernst mit den brutalen Straf-Zöllen, falls China und Indien weiter mit Öl-Geschäften Putins Krieg finanzieren. Und die dadurch wachsenden wirtschaftlichen Probleme in Russland zwingen Putin zu einem echten Kompromiss-Frieden. Die Hoffnung stirbt zuletzt.KLAUS.RIMPEL@OVB.NET