Gerade hatte sich Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter noch ihres guten Verhältnisses zum US-Präsidenten gerühmt, da hat Donald Trump der Schweiz brutale 39 Prozent Zölle auferlegt. Er kenne „die Madame“ nicht, aber sie habe ihm nicht zuhören wollen, gab sich der Republikaner anschließend ungerührt. Und so hatten auch die Eidgenossen ihren ersten Trump-Moment.
Kanada, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Brasilien – die Liste eigentlich selbstbewusster Nationen, die ähnliche Erfahrungen teilen, ist lang und unvollständig. Das Beispiel Schweiz zeigt allerdings ganz besonders, wie sehr sich diese Welt politisch verändert. Nicht einmischen, mitspielen, Geld verdienen – selbst inmitten des Zweiten Weltkriegs überlebte das kleine Land als neutraler Finanzplatz. Doch jetzt gelten andere Regeln. Und zu glauben, das werde sich nach der Ära Trump schon wieder schnell ändern, ist sehr optimistisch bis naiv.
Wer seine Interessen gegenüber den USA, China oder Russland künftig wahren will, muss Stärke zeigen – wirtschaftlich und militärisch. Um sich zu behaupten, ist auch Europa über kurz oder lang gezwungen, auf beiden Feldern einig und deutlich entschlossener aufzutreten. Für kleine Länder ohne starke Stimme, die sich wie bisher die Schweiz lieber raushalten, kann es in einer solchen Konstellation schnell einsam werden. SEBASTIAN.HORSCH@OVB.NET