War es richtig, den Bahn-Chef zu feuern? Und welche Folgen hat das für die Großprojekte in Bayern? Wir fragen Christian Bernreiter (CSU), Bayerns Verkehrsminister.
Wird Bahn-Chef Lutz zu Recht gefeuert?
Die Kritik an der DB war groß. Der Bundesverkehrsminister hat diese Entscheidung jetzt getroffen. Wenn kein Vertrauen auf grundlegende Verbesserung da ist, muss man eben neue Wege gehen. Uns muss aber klar sein: Die Bahn wird nicht deswegen von heute auf morgen pünktlich sein.
Erst den Rauswurf ankündigen, dann den Nachfolger suchen – stimmt diese Schrittfolge?
Ich mische mich da nicht ein. Was es jetzt aber auf jeden Fall braucht, ist eine schonungslose Offenlegung der Situation und eine langfristige Strategie für das Unternehmen. Vor allem ist mir wichtig, dass die Planungskapazitäten ausgebaut werden. Die zusätzlichen Gelder muss die Bahn jetzt auch verbauen können – und nicht nur auf den Haupt-, sondern auch auf den Regionalstrecken.
War Lutz wirklich das Problem? Oder die drei CSU-Bundesverkehrsminister der letzten Jahre?
Aus voller Überzeugung sage ich immer wieder: Für den Etat liegt die Verantwortung bei den Finanzministern, die den Verkehrsbereich immer als Steinbruch zur Haushaltskonsolidierung missverstanden haben – Steinbrück, Schäuble, Scholz, dann auch Lindner. Jetzt erst ist mehr Geld da. Die Bahn braucht nun einen Plan, um das optimal zu nutzen.
Was heißt der Chef-Wechsel für Großprojekte wie die zweite Stammstrecke in München? Verzögerung oder Anschub?
Wir haben einen Vertrag mit der Bahn-Infrastruktur-Tochter, nicht mit dem Vorstandsvorsitzenden. Da wird sich nichts ändern. Wir achten genau darauf, dass die Terminpläne und Absprachen eingehalten werden. Was aber Infrastrukturprojekten einen zusätzlichen Schub geben kann, ist eine Münchner Olympia-Bewerbung.