Dieser Personalwechsel war zu erwarten: Die neue Bundesregierung sucht den Neuanfang bei der Deutschen Bahn – und dafür braucht man ein neues Gesicht. Da nimmt man wohl auch die Zahlung einer hohen Abfindung in Kauf. Richard Lutz hat sicher nicht alles falsch gemacht (der eingeleitete Kurs der Sanierung von Hochleistungsstrecken etwa ist richtig!). Aber er verkörperte ein Weiter-so, und dass das nicht reicht, weiß jeder von Zugausfällen geplagte Fahrgast.
Im Konzern werden nach der angekündigten, dringend notwendigen Verschlankung der Struktur weitere Köpfe rollen. Aber es ist fast schon eine Binsenweisheit: Ein neuer Vorstandschef, ein neues Team allein wird es nicht richten. Viel wichtiger ist das, was Verkehrsminister Schnieder am 22. September verkünden will: eine neue Strategie für eine Bahn, in der nicht mehr allmächtige Manager allein das Sagen haben, sondern die stärker vom Bund gesteuert werden soll. Pünktlicher soll diese Bahn werden, da wird wohl jeder zustimmen, wirtschaftlicher aber auch. Wie, ja ob überhaupt beide Ziele zu vereinbaren sind, ist sehr unklar. Zunächst soll ja ein Jahrzehnt lang das Schienennetz saniert werden, schnelle Erfolge sind da unwahrscheinlich. Die Bahn benötigt auch dauerhaft mehr Geld, nicht nur für die Reparatur, sondern auch für den Aus- und Neubau der Strecken.
All das zu organisieren, gehört zur Jobbeschreibung des neuen Chefs. Oder neuen Chefin? Ungewöhnlich ist, dass Schnieder Lutz feuerte, ohne einen Nachfolger präsentieren zu können. Noch ist alles möglich, sogar das Wunder, dass der Minister nicht wie seine Vorgänger (vor Lutz) schon wieder einen x-beliebigen Manager holt, sondern mal einen bahnaffinen Experten ranlässt.DIRK.WALTER@OVB.NET