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Kein Ergebnis, aber ein Sieger

von Redaktion

Nach dem Alaska-Gipfel

In der an Tiefpunkten nicht armen zweiten Amtszeit von Donald Trump war dies ein besonders bitterer Moment: Als der US-Präsident in Alaska auf dem roten Teppich (!) Wladimir Putin erwartete, klatschte er dem nahenden russischen Kriegsherren Beifall. Vermutlich nur eine Übersprungshandlung. Egal! In einem historischen Moment, in dem Trump die Augen der ganzen Welt auf sich gerichtet wusste, bewies er einmal mehr seine politische Naivität und Taktlosigkeit. Schon in diesem Moment durfte sich Wladimir Putin als Gewinner fühlen.

Mit dieser Szene vor Augen kann man fast froh sein, dass der Gipfel keine handfesten Ergebnisse brachte. Sicher: Kein Waffenstillstand, kein Ukraine-Deal und erst recht keine Zugeständnisse der russischen Seite – all das ist wenig bis nichts. Auch von den angedrohten Sanktionen gegen Russland ist keine Rede mehr. Aber es hätte angesichts von Trumps Unberechenbarkeit auch noch schlimmer laufen können. Vermutlich war es gut, dass es, abgesehen von der kurzen gemeinsamen Fahrt im Auto, kein Vier-Augen-Gespräch der beiden Präsidenten gab, sondern Außenminister und Berater Trump zur Seite standen. Und vermutlich trug auch die mühsame Vorarbeit der Europäer Früchte. Immerhin gab es keinen Diktatfrieden. Stattdessen dürfen die Ukrainer weiter auf amerikanische Sicherheitsgarantien hoffen.

Ohne konkrete Ergebnisse werden von diesem Gipfel die vielen kleinen Gesten bleiben. Die Unbedarftheit der US-Regierung, die wichtige Dokumente in einem Hotel-Drucker vergaß. Eine First-Lady, die dem russischen Präsidenten einen Brief zukommen lässt – so, als wäre die unerträgliche Lage von Kindern in den Kriegsgebieten nur ein Randthema, das im Gespräch echter Männer keine Rolle spielt. Aber auch der russische Außenminister Sergei Lawrow, der bei seiner Ankunft im UdSSR-Pulli provozierte. Zur Sowjetunion gehörten auch die heutigen Nato-Länder Estland, Lettland und Litauen. Und Putin hat nie verheimlicht, dass er hier die Geschichte gerne zurückdrehen würde.

Es gibt Menschen, die Trump dafür loben, einen Friedensschluss zumindest zu versuchen. Leider geht es Trump aber auch in diesem Fall vor allem um Trump und die Show. Die aber hilft vor allem Putin. MIKE.SCHIER@OVB.NET

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