Witkoff: Trumps Mann für alles

von Redaktion

Donald Trump und Steve Witkoff © IMAGO/White House

München – Wäre da nicht dieses Sandwich gewesen – womöglich sähe die Weltpolitik dann anders aus. Es war irgendwann in den 1980er-Jahren. Donald Trump, damals noch Immobilienunternehmer, ging in einen New Yorker Feinkostladen, da fiel ihm auf, dass er kein Geld dabei hatte. Also bat er einen jungen Anwalt darum, ihm ein Sandwich mit Schinken und Schweizer Käse zu kaufen. Jahre später begegneten sich Trump und Steve Witkoff wieder. Trump erinnerte sich an die Gefälligkeit – und die beiden wurden Freunde.

Heute ist Witkoff der wohl wichtigste Diplomat der Welt. Der US-Sondergesandte ist Trumps Mann für alles: Gaza, Iran, Ukraine und Russland. Und er scheint inzwischen den Überblick zu verlieren. Zuletzt hat er sich nach dem Gespräch mit Wladimir Putin in Moskau ordentlich verheddert – und dem US-Präsidenten sowie den europäischen Staatschefs drei völlig widersprüchliche Aussagen des Kremlherrn weitergegeben. Gleich nach dem Treffen sagte Witkoff, Putin sei bereit, seine Truppen aus den südukrainischen Regionen Cherson und Saporischschja zurückzuziehen, sofern die Ukraine Russland den Rest der Region Donezk überlässt. Später korrigierte sich Witkoff – mehrmals. Nun herrschte vor dem Gipfeltreffen Putins und Trumps am Freitag in Alaska großes Rätselraten: Welche Gebiete könnte die Ukraine tauschen oder abtreten? Und wer ist eigentlich der Mann, der derzeit an allen Fronten unterwegs ist – obwohl doch offiziell Außenminister Marco Rubio der ranghöchste Diplomat der Vereinigten Staaten ist?

Eigentlich hatte Trump den 38-jährigen Witkoff kurz nach der US-Wahl zum Sondergesandten für den Nahen Osten ernannt – für Russland war der Sondergesandte Keith Kellogg zuständig. Doch Medienberichten zufolge hat der Kreml im Weißen Haus Druck gemacht, Kellogg rauszuhalten, weil er zu pro-ukrainisch sei.

Nun also Witkoff. Er genießt offenbar Trumps uneingeschränktes Vertrauen. Und er hat null Erfahrung in Diplomatie. „Sehr wenige außerhalb des inneren Zirkels des Weißen Hauses haben mit ihm gearbeitet“, sagte kürzlich ein langjähriger US-Beamter gegenüber dem Sender CNN. „Er agiert wie ein Einzelkämpfer. Diese Shuttle-Diplomatie ohne einen einzigen Experten ist definitiv ungewöhnlich. Ich kann das nicht wirklich erklären. Es ist seltsam und nicht ideal.“

Witkoff, Milliardär und Immobilieninvestor, wurde in einer jüdischen Familie in der Bronx in New York geboren. Das erste Mal hat er Trump nicht im Feinkostladen getroffen – sondern in der Anwaltsfirma, für die er arbeitete und in der Trump Kunde war. Im Präsidentschaftswahlkampf 2020 unterstützte Witkoff die Republikaner mit zwei Millionen Dollar. Im September 2024 soll er mit Trump Golf gespielt haben, als ein Mann ein Attentat auf Trump verüben wollte. Die beiden sollen fast täglich Kontakt haben, Berichten zufolge darf Witkoff sogar unangemeldet ins Oval Office kommen. Beim Parteitag der Republikaner erzählte Witkoff, Trump sei für ihn da gewesen, als sein Sohn an einer Überdosis gestorben war. KATHRIN BRAUN

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