KOMMENTARE

Jetzt hängt alles an Trumps Garantien

von Redaktion

Ukraine-Gipfel

Es ist leicht, über Donald Trump und seine Ukrainepolitik zu lästern. Aber wer das tut, sollte zumindest eine vage Idee haben, wie das furchtbare Sterben in der Ukraine anders beendet werden kann. Die bittere Wahrheit ist: Eine Wahl, den Krieg anders als zu Putins Bedingungen zu stoppen, gibt es nicht mehr. Die Letzten, die sich darüber beschweren sollten, sind die Europäer: Sie haben es von Beginn an versäumt, die heldenhaft kämpfenden Ukrainer so zu stärken, dass sie Russlands Vormarsch hätten stoppen können. Immer waren die Worte der EU-Anführer größer als ihre Taten. Und immer war Putins Bereitschaft, seine Soldaten in beliebiger Zahl zu opfern, größer als die Leidensfähigkeit der Demokratien.

Der Krieg war so nicht zu gewinnen. Jetzt geht es darum, nicht auch noch die Chance auf den Frieden zu verlieren. Und wie damals unter Kanzler Olaf Scholz, der das überfallene Land mit 5000 alten Helmen aus Bundeswehrbeständen retten zu können glaubte, hört man aus Berlin wieder irritierende Sätze: Ein Friedenseinsatz deutscher Soldaten in der Ukraine würde Deutschland „überfordern“, sagt Bundesaußenminister Johann Wadephul. Deutschlands Chefdiplomat klingt so ganz anders als sein Chef Friedrich Merz, der doch eigentlich als Europas informeller Anführer mit nach Washington geflogen ist und angekündigt hat, die Bundeswehr zu Europas größter Armee ausbauen zu wollen.

Es gilt jetzt, Trump auf sein überraschendes, aber noch recht unkonkretes Angebot von robusten US-Sicherheitsgarantien für die Rest-Ukraine festzunageln (auch wenn dies keine amerikanischen Truppen einschließen soll). Dieses Zugeständnis – wenn es denn ernst gemeint ist – wäre der Türöffner für jede Form von echten Friedensverhandlungen. Im Wissen, dass dabei auch die Sicherheit Europas auf dem Spiel steht, haben Briten und Franzosen bereits Friedenssoldaten angeboten. Mit einem deutschen „danke, aber bitte ohne uns“ dürfte es kaum gelingen, einen Schutzschild über die Ukraine zu spannen, der dem Nato-Beistandsversprechen nahekommt. Aber nur mit einem solchen Versprechen in der Tasche kann der ukrainische Präsident Selenskyj vor seine Landsleute treten, die so viele ihrer Tapfersten geopfert haben, damit sich nicht für immer die Finsternis von Putins Geheimdienstdiktatur über ihr Land senkt. Und die jetzt akzeptieren sollen, dass die Ukraine ein Fünftel ihres Staatsgebietes, darunter den gesamten Donbas, verliert.

Der Ukraine winkt ein Frieden, der sich ungerecht und schmutzig anfühlt. Doch die Alternative, noch viele Jahre Krieg zu führen mit dem Risiko der völligen Auslöschung des zweitgrößten Landes Europas, ist noch weniger erstrebenswert. Das gilt auch für die Europäer, deren Wohl und Wehe, Hand aufs Herz, nicht davon abhängt, ob Kiew den Donbas behält oder nicht. Dem viel geschmähten US-Präsidenten ist zu danken dafür, dass er unter großem persönlichen Einsatz die Tür für Gespräche aufgestoßen hat, was immer am Ende herauskommt. Vielleicht stellt Putin dem Westen gerade die nächste Falle. Aber wenn es doch das Ende des Krieges ist und das Sterben aufhört und die Ukraine als zwar dezimiertes, aber freies und selbstbestimmtes Land überlebt, dann soll Trump gern weiter vom Friedensnobelpreis träumen dürfen. GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET

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