Johann Wadephul mit zwei US-Offizieren. © Stache/dpa
Tokio – Ein kurzes Glockenläuten, Soldaten der US-Marinestreitkräfte salutieren, und während ein Marsch spielt, begrüßt der Konteradmiral der 7. US-Flotte den deutschen Außenminister Johann Wadephul (CDU) auf dem Navy-Stützpunkt Yokosuka in Japan. Während auf der weltpolitischen Bühne über eine Lösung für den Krieg zwischen der Ukraine und Russland verhandelt wird, ist der deutsche Außenminister in Japan. Hier ist der größte Flottenverband der US-Marine außerhalb der USA stationiert. In direkter Nachbarschaft liegt eine japanische Marinewerft.
Die geopolitische Lage in Asien hat sich durch den Ukraine-Krieg dramatisch geändert. Auch deswegen hat sich der deutsche Außenminister mit dem japanischen Außenminister Takeshi Iwaya und Premierminister Shigeru Ishiba getroffen. „Die internationale Ordnung steht weiterhin vor schweren Herausforderungen“, sagt Wadephul. „Freiheit, Sicherheit und Wohlstand in Europa und im Indopazifik sind eng miteinander verwoben. Ganz deutlich wird das bei Chinas Unterstützung für den russischen Krieg. Ohne sie wäre der Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht möglich.“
China ist Russlands größter Lieferant für Güter, die sowohl militärisch als auch zivil nutzbar sind, und Russlands bester Öl- und Gaskunde. Und das Land könnte, ermutigt durch den Überfall Russlands auf die Ukraine, den kleinen Inselstaat Taiwan weiter in den Würgegriff nehmen. China erhöht bereits mit Militärmanövern den Druck. Der Inselstaat gehört aus Pekings Sicht längst zu China – ganz so, wie es Putin im Falle der Ukraine sieht.
Für den deutschen Außenminister ein Grund zur Sorge: „Hier im Indopazifik sind wir mit China konfrontiert, das erheblich aufrüstet und seine Volksbefreiungsarmee mit Einsatz von Big Data und künstlicher Intelligenz technologisch führend in der Welt machen will“, sagte er auf dem Marinestützpunkt Yokosuka. Deshalb blicke man „mit großer Sorge auf Rhetorik und Manöver, die Spannungen erhöhen“.
Wegen der angespannten Situation in der Taiwanstraße besuchte der deutsche Außenminister bewusst den Marinestützpunkt Yokosuka vor den Toren Tokios. „Mit Japan und den Vereinigten Staaten eint uns als enge G7-Partner die Sorge um zunehmende Spannungen im Indopazifik. Immer gilt: Grenzen dürfen nicht durch Gewalt verschoben werden, weder in Europa noch im Indopazifik noch sonst irgendwo auf der Welt“, sagte Wadephul vor einem Kriegsschiff der US-Navy. Auch wenn die amerikanischen Truppen dort nicht offiziell die Straße von Taiwan beschützen, dienen sie doch als Abschreckung.
Sollte China tatsächlich seine Drohungen gegenüber Taiwan wahr machen, würde Japan in den Konflikt hineingezogen, und das hätte als „sensibler Knotenpunkt des internationalen Handels schwerwiegende Folgen für die globale Sicherheit und Weltwirtschaft“, warnte Wadephul.VON ANNE MERHOLZ