In luftiger Höhe: Christian Pilz arbeitet seit knapp 30 Jahren auf der Baustelle des Regensburger Doms. © Ingenthron
Regensburg – Christian Pilz hat auf dem Regensburger Dom einen der höchsten Arbeitsplätze in der Stadt – nur der Fernsehturm ist höher. Von März bis November steht er zusammen mit seinen Kollegen in luftiger Höhe auf den Gerüsten der gewaltigen Kathedrale. Pilz ist Steinmetz. Über den Lastenzug oben angekommen, bekommt sein sonst fester Gang etwas Leichtfüßiges, fast Tänzelndes. Höhenangst kennt Pilz nicht. Schwindelfreiheit sei quasi eine Einstellungsvoraussetzung, sagt er. Seit fast 30 Jahren arbeitet Pilz in der ältesten Dombauhütte Bayerns. Denn der Dom ist eine fest installierte Dauerbaustelle.
Er könne sich nicht erinnern, dass die gotische Kathedrale mit ihren 105 Metern Höhe einmal nicht eingerüstet war. Es ist ein ewiger Kreislauf: Ist die eine Ecke restauriert, geht es an einer anderen weiter. Grundsätzlich sei das ein gutes Zeichen, sagt Pilz. „Wenn der Dom eingerüstet ist, weiß man, dass sich um das Bauwerk gekümmert wird.“ Aktuell ist der Südturm von einem Baugerüst umwickelt.
Die Arbeiten sollen bis 2029 gehen, wenn alles nach Plan läuft. Auch zum 750. Dombaujubiläum im nächsten Jahr wird der Dom demnach noch eingerüstet sein. Die Steinmetze sind mit einem Bündel von Problemen konfrontiert. So müssten die Belastungspfeiler des Südturms samt kunstvoller Fassadenelemente restauriert und erneuert werden. Viele der Skulpturen und Verzierungen an den Türmen seien verwittert oder bröselten vor sich hin, erläutert Pilz. Beim Rundgang über das Gerüst zeigt er auf eine der steinernen Kreuzblumen, die mit Eisen befestigt ist. Jedes einzelne Teil müsse auf seine Stabilität hin geprüft und bei Bedarf erneuert werden.
Die Teile seien mit Eisendübeln befestigt, die durch Korrosion ihr Volumen vergrößern und den Stein sprengen könnten. Eine herabgestürzte Kreuzblume habe 2017 den Anstoß gegeben, den Südturm einzurüsten und auszubessern, erläutert Karl Stock, der Leiter des Staatlichen Bauamts. Die Kreuzblume fiel in ein weiter unten angebrachtes Hängegerüst, so dass sie nicht auf den Boden fallen und Dombesucher treffen konnte. Das historische Gebäude müsse „verkehrssicher“ sein, sagt er. Ein Dauerproblem sei der Grünsandstein, der beim Bau der beiden Türme im 19. Jahrhundert verwendet wurde, sagt Bauamtsleiter Stock. Man habe damals nicht gewusst, wie anfällig er für Umwelteinflüsse sei. Das Gestein werde brüchig. Heute verwende die Dombauhütte wieder den stabileren Kalkstein, zum Teil importiert aus Kroatien.
Als „Kulturdenkmal von Weltrang“ sei der Dom zu erhalten, sagt Brunner. Die Kosten für den Bauunterhalt in Regensburg liegen ihm zufolge zwischen 400000 und 500000 Euro pro Jahr. Zusammen mit den Personalkosten für die 14 Steinmetze und eine Steinmetzin summiere sich dies auf etwa 1,1 Millionen jährlich.EPD