Rückblick im Zorn

von Redaktion

Robert Habeck verlässt den Bundestag – sein Abschiedsinterview gerät zur großen Abrechnung

Robert Habeck teilt in seinem letzten Interview als Bundestagabgeordneter noch einmal richtig aus. © Scholz/dpa

Berlin – Im September ist Schluss: Robert Habeck, einstiger Hoffnungsträger der Grünen, zieht sich aus dem Bundestag zurück. Der frühere Vizekanzler erklärte im Gespräch mit der „taz“: „Ich habe an diesem Montag dem Bundestagspräsidium mitgeteilt, dass ich zum 1. September mein Bundestagsmandat zurückgeben werde.“

Zu seinen Zukunftsplänen sagte der 55-Jährige: „Ich werde an verschiedenen ausländischen Forschungs- und Bildungseinrichtungen forschen, lehren und lernen.“ Er nannte das Dänische Institut für Internationale Studien in Kopenhagen und die Universität Berkeley in Kalifornien.

Im Interview blickte Habeck jedoch nicht nur zuversichtlich nach vorne, sondern auch wütend zurück. Dabei teilte er vor allem gegen die Union aus. „Schwarz-Grün ist von der Union – Merz, Söder, Spahn, Klöckner – verächtlich gemacht und zerstört worden“, sagte er.

Besonders Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) zog Habecks Zorn auf sich. Ihr warf er vor, sie habe durch das Verbot der Regenbogenflagge auf dem Reichstag und in Büros der Abgeordneten „die Gesellschaft gespalten“ – „ob mutwillig oder aus Dämlichkeit, weiß ich nicht“. Klöckner sei nicht in der Lage, Dinge zusammenzuführen. „Sie hat immer nur polarisiert, polemisiert und gespalten. Insofern war von Anfang an klar, dass sie eine Fehlbesetzung ist.“

Auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wurde zur Zielscheibe des Grünen-Politikers. Das „fetischhafte Wurstgefresse“ des CSU-Chefs sei keine Politik, so Habeck. Doch es erfülle einen strategischen Zweck: „Es lenkt ab von den Gründen, die Menschen haben können, sich nicht gesehen und nicht mitgenommen zu fühlen.“ Die Regierungsparteien Union und SPD profilierten sich beide zu sehr über Kulturkampf-Themen, erklärte der 55-Jährige. „Und deshalb wird es mit dem Streit auch weitergehen.“

Nach dieser Abrechnung mit seinen politischen Weggefährten beendete Habeck das „taz“-Interview noch auf einer positiven Note: „Ich gehe jetzt komplett ins Offene und lasse die Leinen los. Und ich merke, wie ich wieder Luft unter die Flügel bekomme.“ Er wisse zwar noch nicht, wohin ihn sein neuer Weg führe, doch genau deshalb sei er der richtige.SBE

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