Billiges Nachtreten zum Abschied

von Redaktion

Habeck verlässt die Politik

Ein bisschen Philosoph ist Robert Habeck ja noch immer. Von der „taz“ gefragt nach den 450000 Menschen, die ihn in einer Petition baten, in der Politik zu bleiben, antwortete der ehemalige Vizekanzler im Abschiedsinterview: „Um das sein zu können, was sie von mir erwarten, muss ich einen anderen Weg gehen als den erwarteten.“ Aha. Forschen, lehren und lernen will der gescheiterte Kanzlerkandidat nun. Das passt ohnehin vielleicht besser zu ihm als der harte Politikbetrieb. Vielleicht war er zu sehr damit beschäftigt, über den Tellerrand hinauszudenken, um die schweren handwerklichen Fehler und die von Ideologie getriebenen Verstöße zu bemerken, die nicht zuletzt in seinem Wirtschaftsministerium passierten.

Mit manchem, was Habeck kritisiert, hat er aber Recht. Was wurde der Kandidat im Wahlkampf verprügelt, als er laut über Rüstungsausgaben von drei Prozent des BIP nachdachte. Heute sind es fünf! Er sprach von Neuverschuldung und wurde scharf verurteilt. Nach der Wahl folgt das Mega-Schuldenpaket. Da kann man Habecks Frust schon verstehen. Aber wenn er heute die Abwahl der „progressiven Mitte“ beweint, sollte er nicht vergessen, dass die Grünen gerade mit Entscheidungen seines Hauses (Heizungsgesetz!) die Mitte verloren.

Ganz am Schluss hat Habeck leider gezeigt, dass auch Intellektuelle mit moralisch hohem Anspruch auf tiefste Ebene sinken können. Markus Söder „fetischhaftes Wurstgefresse“ und Julia Klöckner Böswilligkeit oder Dämlichkeit zu unterstellen, ist billiges Nachtreten. Da der letzte Eindruck bleibt, hat Habeck auch den Grünen einen Bärendienst erwiesen.MIKE.SCHIER@OVB.NET

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