Mehr als zehn Tage ist es her, dass der Präsident der USA Wladimir Putin zurück auf die Weltbühne hievte. Der russische Machthaber galt in der westlichen Welt als isoliert. In der Ukraine hatte sich seine Spezialoperation, mit der er das Land überrennen wollte, in einen jahrelangen Stellungskrieg verwandelt, der den Russen kaum Geländegewinne und hohe Verluste einbrachte. Selbst dem Sturz des von ihm protegierten Baschar al-Assad in Syrien musste er tatenlos zusehen. Doch nun rollte der mächtigste Mann der Welt den roten Teppich vor Putin aus. Endlich wieder Augenhöhe.
Skurrile Szenen, doch wenn sie helfen sollten, den blutigen Krieg in der Ukraine zu beenden, wären sie es wert gewesen. Jedoch schwinden selbst vorsichtige Hoffnungen zunehmend. Es bleibt der Eindruck: Trump ging es um eine Show mit wuchtigen Bildern für das amerikanische Publikum, wie er sie in seiner ersten Amtszeit bereits mit Nordkoreas „Rocket Man“ Kim Jong Un fabriziert hatte – und aus der damals nichts gefolgt ist. Dass von Alaska mehr bleibt, wirkt nur noch schwer vorstellbar. Von einer Waffenruhe wollten schnell weder Putin noch Trump etwas wissen, und auch die Aussicht auf ein Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj löst sich offenbar langsam in Luft auf. Inzwischen scheint selbst Trump ernüchtert. Dass hinter den Kulissen doch Fortschritte erzielt werden, ist natürlich möglich – wahrscheinlich erscheint es nicht. Und in der Ukraine geht das Sterben weiter.
Und doch besteht zumindest die kleine Chance, dass Alaska am Ende noch etwas ins Rollen bringen könnte. Nämlich in der republikanischen Partei von Trump, in der es ja immer noch einige Transatlantiker und Interventionisten vom Schlage eines Lindsey Graham gibt. Klar, auch sie haben zuletzt vieles mitgetragen, was in früheren Zeiten einmal inakzeptabel erschien. Doch dass ein russischer Präsident die USA auf eigenem Boden vorführt, wäre eine Blamage, die das amerikanische Selbstverständnis einiger im Kongress erschüttern müsste – und so vielleicht doch noch eine neue Dynamik in Gang setzen könnte, die Putin am Ende zu echten Verhandlungen zwingt. SEBASTIAN.HORSCH@OVB.NET