Verliert Trump die Geduld mit Putin?

von Redaktion

Stolz zeigte US-Präsident Trump noch am 22. August ein Foto von seinem Treffen mit Putin in Alaska. Da hoffte er noch auf baldige Friedensgespräche. © Andrew Caballero-reynolds/AFP

München – Die Hoffnung auf Friedensverhandlungen für die Ukraine sind nach den jüngsten verheerenden russischen Luftangriffen mit mehr als 20 Toten in Kiew weiter gesunken. Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte bei dem Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, „dass es offensichtlich nicht zu einem Treffen zwischen Präsident Selenskyj und Präsident Putin kommen wird“.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach Moskau jeglichen Friedenswillen ab. „Dieser Schlag zeigt ganz klar, dass sich die Ziele Russlands nicht geändert haben“, sagte er.

Ob auch US-Präsident Donald Trump seine Geduld mit Wladimir Putin verliert, bleibt offen. Der Präsident sei traurig über die neue Eskalation, aber auch nicht überrascht, sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt. Aber Leavitt setzte erneut das russische und das ukrainische Vorgehen gleich: „Russland hat Kiew attackiert, und genauso hat die Ukraine unlängst einen Schlag gegen russische Raffinerien geführt.“

Immerhin kündigte das US-Außenministerium aber an, den Verkauf von Waffen im Wert von geschätzt 825 Millionen US-Dollar (etwa 710 Millionen Euro) an die Ukraine zu genehmigen. Es gehe um Raketen mit größerer Reichweite und die dazugehörige Ausrüstung, die die Ukraine angefragt habe, teilte die zuständige Behörde Defense Security Cooperation in Washington mit. Für den Waffenkauf bekommt die Ukraine den Angaben zufolge Finanzierungshilfe aus Dänemark, den Niederlanden und Norwegen – aber auch aus den USA.

Diese weitreichenden Raketen sind wichtig für die ukrainische Strategie, die russische Öl-Infrastruktur zu attackieren. Die anhaltenden ukrainischen Drohnenangriffe auf russische Ölraffinerien haben in Russland zu spürbaren Engpässen bei Benzin geführt. Die Folgen sind Preissteigerungen, die nach Einschätzung von Beobachtern die Inflation anheizen und die wirtschaftliche Stabilität des Landes zusätzlich unter Druck setzen dürften.

Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs wurden in der Nacht zum Freitag unter anderem die Kuibyschew-Raffinerie in der Region Samara sowie die Afipsky-Raffinerie in der Nähe der südrussischen Stadt Krasnodar angegriffen. Beide Anlagen gelten als bedeutende Standorte für die Treibstoffversorgung, auch für das russische Militär. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Angriffe sind spürbar: In mehreren Regionen Russlands sowie im besetzten Teil der Ukraine steigen die Benzinpreise, auch auf die Inflation hat das Auswirkungen.

Selenskyj erklärte, die gegen Zivilisten gerichteten russischen Luftangriffe seien „auch ein Schlag Russlands gegen Präsident Donald Trump und andere globale Akteure“. Russland hat nach Angaben des ukrainischen Präsidenten nahe der ostukrainischen Stadt Pokrowsk „bis zu 100000“ Soldaten zusammengezogen. „Dort findet eine Aufstockung und Konzentration des Feindes statt“, sagte er am Freitag in Kiew. „Sie bereiten in jedem Fall Offensivmaßnahmen vor.“ Die Lage in der Region Pokrowsk sei „derzeit am besorgniserregendsten“. Zugleich betonte Selenskyj, dass ukrainische Streitkräfte die russischen Truppen aus der nordöstlichen Grenzregion Sumy verdrängen würden. Pokrowsk gilt als wichtiger logistischer Knotenpunkt. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 zählt die Region rund um die Stadt zu den am heftigsten umkämpften Gebieten in der Ukraine.

Am Freitag trafen sich zudem die ukrainischen Chefunterhändler Andrij Jermak und Rustem Umjerow in New York mit Trumps Sondergesandtem Steve Witkoff, um über Sicherheitsgarantien zu sprechen. Nach dem Luftangriff in der Nacht zu Donnerstag, einem der schwersten in dreieinhalb Jahren Krieg, wurden in Kiew 22 Tote gezählt. In den Trümmern eines Hauses sind noch mehrere Menschen verschüttet. (MIT DPA/AFP)

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