Familien in der Kosten-Falle

von Redaktion

Ein Viertel der Eltern macht sich finanzielle Sorgen. © Klose/dpa

Berlin – Heizen, Wohnen, Kleidung und Nahrung: Viele Eltern in Deutschland sorgen sich um ihre finanzielle Situation. Nach einer Umfrage der Organisation Save the Children Deutschland befürchtet ein Viertel, in den kommenden zwölf Monaten die Grundbedürfnisse ihrer Familie nicht oder nicht ausreichend decken zu können.

Deutlich mehr Eltern als noch zu Jahresbeginn sehen demnach ihre finanzielle Situation pessimistisch. Brisant: Der Anteil sei seit Januar um zehn Prozentpunkte gestiegen. Besorgniserregend sei die Entwicklung vor allem bei Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 3000 Euro. 57 Prozent gaben hier an, sich die Versorgung mit dem Notwendigsten nicht mehr leisten zu können.

Fast die Hälfte der Familien mit einem solchen Einkommen könne sich deswegen nie oder nur selten Urlaub, Restaurantbesuche, Hobbys der Kinder oder neue Möbel leisten. Bei den Alleinerziehenden seien es 33 Prozent.

Neu in der aktuellen Untersuchung von Save the Children war die Frage nach der Gefahr finanzieller Sorgen für die psychische Gesundheit von Kindern. Demnach gaben 23 Prozent der Eltern mit einem Einkommen unter 3000 Euro netto monatlich an, ihre finanzielle Situation belaste ihre Kinder, etwa durch Rückzug oder gedrückte Stimmung. In der Gruppe mit einem Einkommen von mehr als 4500 Euro waren es lediglich drei Prozent.

Mehr als drei Viertel der befragten Eltern gaben gleichzeitig an, dass die Pläne der Bundesregierung zur Bekämpfung von Kinderarmut ihrer Meinung nach nicht ausreichen. Fast 90 Prozent halten der Umfrage zufolge mehr Investitionen in Bildung für sehr wichtig und zwei Drittel den Ausbau der Kinderbetreuung. 88 Prozent wünschen sich eine bessere finanzielle Unterstützung.

Das Institut Forsa befragte im Auftrag von Save the Children im August insgesamt 1003 Eltern minderjähriger Kinder in Deutschland.

Der Kinderarmut-Experte Eric Großhaus von Save the Children erklärte, die Erwartungen von Eltern an die Politik seien hoch, doch das Vertrauen in bestehende Strategien gering. „In den anstehenden Diskussionen und Reformen zur Zukunft des Sozialstaates und des Bürgergelds muss eins klargestellt werden: Familien und Kinder sind keine Bittsteller“, sagte Großhaus, „sie haben ein Recht auf umfassende Unterstützung.“

Save the Children forderte weiterhin eine „einfach zugängliche und teilhabesichernde Grundsicherung für alle Kinder“. Das Scheitern der Kindergrundsicherung unter der Ampel-Regierung dürfe nicht das Ende von kindzentrierten Reformbemühungen der deutschen Sozialsysteme sein. Es brauche dringend eine bessere finanzielle Unterstützung insbesondere für Kinder, die von Armut betroffen oder bedroht seien, hieß es von der Organisation weiter. Zudem brauche es gezielte Maßnahmen zur Stärkung der mentalen Gesundheit von Kindern.

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