US-Arbeitsmarkt: Statistik verliert an Vertrauen

von Redaktion

Washington – Die US-Arbeitsmarktstatistik hat am Freitag zum ersten Mal unter neuer Führung eine Auswertung vorgelegt. Arbeitslosenquote: 4,3 Prozent (+ 0,1). Doch wie verlässlich sind die Zahlen noch? Als US-Präsident Donald Trump die frühere Leiterin der Behörde, Erika McEntarfer, feuerte, sorgte das für Aufsehen. McEntarfer musste die Neubeschäftigungszahlen nachträglich nach unten korrigieren. Trump warf ihr vor, Zahlen aus politischer Motivation heraus gefälscht zu haben und ihm damit schaden zu wollen. Dass Revisionen von Zahlen üblich sind, ließ der Präsident nicht gelten. Trump nominierte E.J. Antoni zum neuen Chef – ein scharfer Kritiker der Behörde.

Viele werteten das als Attacke auf die Unabhängigkeit der Institution. Mehrere Ökonomen erachten Antoni als ungeeignet für den Job und befürchten, dass sich seine Nähe zu den Republikanern negativ auf die objektive Erhebung der Daten auswirkt. Die Arbeitsmarktzahlen der Vereinigten Staaten gelten als viel beachtetes Stimmungsbarometer. Von ihnen hängen Zinsentscheidungen der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ab und sie geben Investoren sowie Regierungen weltweit Orientierung.

Dass die Monatsberichte zuletzt ungenauer und dadurch Revisionen stärker ausfielen, liegt laut Commerzbank-Volkswirt Bernd Weidensteiner vor allem daran, dass das US-Statistikamt Personal abbauen musste und die Rücklaufquote der Unternehmen seit der Pandemie deutlich gesunken ist. „Die Arbeitsmarktzahlen bleiben der Goldstandard der Statistik“, sagt Weidensteiner. Zwar gebe es alternative Indikatoren wie Erhebungen aus der Privatwirtschaft. Diese beruhten aber auf kleineren Datenmengen und seien weniger belastbar. Mit Blick auf die Neubesetzung im Statistikamt und einem möglichen Vertrauensverlust sieht der Ökonom gewissen Grund zur Sorge. Grundlegende Veränderungen seien bei der Statistik kurzfristig aber nicht zu erwarten. „Warten wir erst einmal ab, was Herr Antoni tatsächlich verändert.“

Antoni hatte bereits erkennen lassen, dass es seiner Meinung nach „bessere“ Wege gebe, Daten zu sammeln und auszuwerten.KHANG MISCHKE

Artikel 1 von 11