Kernkompetenz Popcornwerfen

von Redaktion

Das Selbstbewusstsein der AfD

Die AfD hat es sich im schwarz-roten Krisen-Kino bequem gemacht. These: Die scheitern sowieso, und dann sind beim nächsten Mal wir dran. Beim Gillamoos proklamierte Parteichef Tino Chrupalla noch mal, spätestens 2029 wolle man in Deutschland regieren. Und alle, die das für eine schlechte Idee halten, müssen beim Blick auf die aktuellen Umfragen bangen. Die Rechten liegen nur noch knapp hinter der schwächelnden Union, im Osten hat die AfD sie als Großpartei längst abgelöst.

Die Populisten sind offenbar beseelt vom Gefühl der Unaufhaltsamkeit, was auch daran liegt, dass ihnen das europäische Umfeld recht gibt. Dabei zeigt sich im Moment besonders stark ihre große Schwäche: Bei Konzepten ist die AfD nach wie vor blank. Bester Beleg ist die laufende, enorm wichtige Zukunfts-Debatte um eine Sozialstaatsreform, in der die Partei nicht auftaucht – jedenfalls nicht mit Ideen, die die Diskussion inhaltlich weiterbrächten. Ihre Kernkompetenz bleibt Popcornwerfen. Aber damit lässt sich kein Land der Welt regieren.

Es stimmt, dass auch Union und SPD derzeit nicht den Eindruck machen, als könnte ihnen auch nur ein Herbst der Reförmchen gelingen. Immerhin zeigt sich aber: Die Debatte wird in der politischen Mitte geführt, während die Ränder vielsagend schweigen. Darin liegt eine große Verantwortung. Wenn das Ringen um Reformen bei Bürokratie, Rente, Arbeit im Streit endet, ist die AfD der große Gewinner. Zeigt die Koalition aber, dass in der Mitte noch Kraft und Willen existieren, den Reformknoten zu lösen, sieht die Sache anders aus. Ob die AfD wirklich so unaufhaltbar ist, wie sie meint, zeigt sich vermutlich schon in diesem Herbst.

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